Die Caritas Würzburg hat einen Mitarbeiter entlassen, der laut der RTL-2-Sendung „Tatort Internet“ Kontakt zu Minderjährigen gesucht hatte. Die Caritas wirft dem Sender nun vor, sie nicht über die angebliche Veranlagung ihres Mitarbeiters informiert zu haben.
Wie die Onlineausgabe der „Süddeutschen Zeitung“ am Samstag berichtete, hat die Caritas den Mann am Donnerstag entlassen. In der RTL-2-Sendung „Tatort Internet“ war der 61-jährige Caritas-Mitarbeiter beim Treffen mit einem vermeintlich 13-jährigen Mädchen gezeigt worden. Laut „sueddeutsche.de“ fehlt von dem Mann seit Donnerstag jede Spur. Am Freitag meldete seine Familie den Mann als vermisst. Seine Angehörigen seien in großer Sorge, sagte der unterfränkische Caritas-Vorsitzende Clemens Bieber.
Die Caritas zeigte sich empört, dass die Redaktion der RTL-2-Sendung, die unter anderem von der Frau des Bundesverteidigungsministers, Stephanie zu Guttenberg, moderiert wird, fünf Monate lang weder die Caritas noch die Behörden über das Fehlverhalten des Mannes informiert hatte.
Die Sendung war am Montag gelaufen. Gegenüber seinem Arbeitgeber hatte der Kinderdorfleiter dann am Donnerstag zugegeben, in einem Internetchatroom mit anzüglichen Bemerkungen Kontakt zu dem Mädchen aufgenommen zu haben. Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft Würzburg wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs von Kindern.
Die „Süddeutsche“ zitierte den Missbrauchsbeauftragten der Diözese Würzburg, Klaus Laubenthal, wonach die am Montag bei RTL 2 gezeigten Vorfälle „noch keine Sexualstraftat“ darstellten, „sondern nur eine Distanzlosigkeit und Grenzüberschreitung“. Der 61-Jährige war in der Einrichtung im Würzburger Stadtteil Gartenstadt Keesburg für 37 Jugendliche zwischen sechs und 18 Jahren verantwortlich. Die Eltern der Kinderdorf-Bewohner sind laut dem Bericht sofort benachrichtigt worden.
RTL 2 sagte zu den Vorwürfen der Caritas dem „Main-Echo“, man habe die Informationen über die Vorfälle in München nicht weitergegeben, weil „kein Straftatbestand“ vorgelegen habe. Die Sendung wurde kurz nach der Ausstrahlung massiv kritisiert. Unzählige Beschwerden erreichten die deutschen Medienhüter (DIGITAL FERNSEHEN berichtete) Auch Medienrechtler warfen der Sendung vor, einer Stimmung der Lynchjustiz Vorschub zu leisten. [mw]
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