Nachdem sich ARD und ZDF wegen des Erfolgs von Angelique Kerber nach Jahren das erste Mal wieder an Tennis-Übertragungen gewagt hatten, fielen die Quoten „nicht wirklich zufriedenstellend“ aus, sodass vorerst kein Tennis mehr bei den Öffentlich-Rechtlichen zu sehen sein wird.
Auch die Erfolge von Angelique Kerber haben bislang keinen neuen Tennis-Boom ausgelöst. Zumindest sind die Zahlen der ersten großen Tennis-Übertragungen bei ARD und ZDF seit mehreren Jahren reichlich ernüchternd. Nur eine von fünf Sendungen vom WTA-Finale in Singapur mit der deutschen Weltranglisten-Ersten hat bei den TV-Sendern die Marke von einer Million Zuschauern geknackt.
Die Quoten seien „nicht enttäuschend, aber natürlich nicht wirklich zufriedenstellend“, kommentierte ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky. „Und dies trotz der überragenden Leistungen von Angelique Kerber.“ Nach dem gescheiterten Kerber-Experiment wird es auf absehbare Zeit keine großen Tennis-Übertragungen im öffentlichen-rechtlichen Fernsehen geben.
Das Endspiel am Sonntagnachmittag schauten im ZDF immerhin noch 1,63 Millionen Zuschauer. Das entspricht nach Angaben des Senders einem Marktanteil von 11,7 Prozent, weshalb ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz zumindest mit den Zahlen des Finales „zufrieden“ war.
Es gibt jedoch ganz offensichtlich nicht ausreichend Tennisfans in Deutschland, die sich vor den Fernseher setzen, damit sich der teure Rechtekauf lohnt. Zum Vergleich: Die Formel-1-Übertragung aus Mexiko schauten am Abend bei RTL trotz der Konkurrenz durch den Publikumsrenner „Tatort“ 4,49 Millionen Zuschauer (12,6 Prozent).
Noch deutlicher wird das fehlende Tennis-Interesse der Sportfans bei den Quoten der drei anderen Kerber-Spiele in den Hauptprogrammen der beiden öffentlich-rechtlichen Sender. Die Marktanteile der Matches lagen nur bei ungefähr der Hälfte jener Serien („Rote Rosen“), die sonst auf den Sendeplätzen am Nachmittag gezeigt werden. Für Fernsehsender ist das ein K.o.-Kriterium.
Die Zahlen wollen die Sender „in Ruhe besprechen“, sagte der ARD-Sportkoordinator. Wie Gruschwitz wies Balkausky auch darauf hin: „Die Rechte sind ja derzeit ohnehin alle vergeben.“ Die Grand Slams dürfen in den nächsten Jahren nur Sky (Wimbledon) und Eurosport (Australian Open, French Open, US Open) zeigen.
Dass nur wenige Tennisfans gezielt nach Kerber-Spielen suchen, zeigten die nur 110.000 Zuschauer am Dienstag beim zweiten Vorrundenspiel im ARD-Spartenkanal One. „Klar bin ich ein wenig enttäuscht“, kommentierte Kerber die Übertragung bei dem Sender, der bis vor kurzem Eins Festival hieß. Bundestrainerin Barbara Rittner kritisierte bei Twitter: „Was ist überhaupt „one“…? Sorry aber das verstehe ich wirklich nicht…traurig, enttäuschend und etwas respektlos.“
Rittner hatte zuvor bereits mehrfach die fehlenden Tennis-Übertragungen bei ARD und ZDF moniert – und sich damit den Unmut der Fernseh-Verantwortlichen zugezogen. Balkausky reagierte auf die erneute Kritik mit Ironie: „Frau Rittner scheint besonders bewandert in Sportrechten und Programmplanung zu sein, sonst würde sie sich ja nicht immer wieder zu diesen Themen äußern, ohne mit uns zu sprechen.“[Michael Rossmann/Kristina Puck/kw]
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