Nach dem Brexit: Unternehmen schauen sich um

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Die Einwohner von Großbritannien haben entschieden. Eine knappe Mehrheit will nicht länger der Europäischen Union angehören und muss nun auch mit den daraus entstehenden Konsequenzen leben.

Dienstleister und Start-Ups könnten mit dem EU-Austritt von Großbritannien vor große Herausforderungen gestellt werden. „Es ist zu erwarten, dass sich Großbritannien von den Standards des digitalen Binnenmarkts entfernen wird“, so Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder zur Entscheidung der Briten. Für Unternehmen aus Deutschland bedeute dies, dass sie sich mit abweichenden Regeln in Großbritannien beschäftigen müssen. Für mittelständige Unternehmer und Start-Ups sei dies jedoch oft kaum möglich.

„Wir müssen jetzt dafür sorgen, dass die Auswirkungen auf die deutsche und europäische Digitalwirtschaft möglichst gering bleiben“, forderte Rohleder. Ein weitgehend einheitlicher Rechtsrahmen und ein gemeinsamer digitaler Binnenmarkt, der Großbritannien mit einschließt, müsse daher das Ziel sein.
 
Vor allem für private Verbraucher in Großbritannien erwartet der Bitkom Nachteile. „Die EU hat ihren Schutzschirm auch über britische Verbraucher ausgebreitet“, gibt Rohleder zu bedenken. „Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass dieser Schutzschirm zumindest teilweise eingeklappt wird.“ Strenge Regeln für Datenschutz, Verbraucherschutz und Umweltschutz gingen demnach immer von der EU aus und wurde gegen den Widerstand der britischen Vertreter durchgesetzt.
 
Damit könnte auch die jüngst verabschiedete EU-Datenschutzgrundverordnung betroffen sein. „Unternehmen, die ihre Zentralen in Großbritannien haben oder dort über Niederlassungen verfügen, werden davon betroffen sein – etwa wenn der freie Austausch zum Beispiel von Kundendaten eingeschränkt ist oder sie sich an unterschiedliche Verbraucherschutzrechte anpassen müssen.“
 
Bereits in den letzten Wochen war zu hören, dass sich asiatische Unternehmen der Digitalbranche in Frankfurt, Düsseldorf und Berlin aktiv nach Alternativen zu dem bisherigen Standort London für ihre europäischen Hauptquartiere umschauen.

[hjv/th]

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280 Kommentare im Forum
  1. Leiden werden sie sicher nicht, und Gnade dann der EU, dann ist Europa gescheitert weil die Angstmache verpufft ist, die Holländer und die Franzosen stehen schon in den Startlöchern. Wenn andere sehen es geht ganz gut ist das hiermit der Anfang vom Ende der EU, dann kann "Mutti" so lange reden wie sie will
  2. Ich denke, dass man jetzt noch nicht absehen kann, wer leiden wird oder wer nicht. Eigentlich gibt es ja nur zwei Möglichkeiten: 1.) Den Briten geht es ohne der EU besser, dann ist das Wasser auf den Mühlen der Exit-Befürworter in all den anderen EU-Ländern. 2.) Den Briten geht es schlechter, dann werden sich andere Länder wohl davor hüten, sich aus der EU zu verabschieden. Die Zukunft wird es zeigen und da können all die "Experten" jetzt ihre Theorien usw. verbreiten wie sie wollen. Keiner von denen kann in die Zukunft schauen. Von dem her ist die Diskussion über mögliche Folgen ohnehin verlorene Zeit. Die sollen die Austritt jetzt abwickeln und dann schauen wir mal wie es weiter geht. Ich persönlich finde es schade, dass die Briten sich für den Exit entschieden haben. Aber sie haben demokratisch abgestimmt und so muss man diese Entscheidung akzeptieren. Auf der anderen Seite wird nun die Theorie zur Praxis. Ich bin gespannt.
  3. Ich würde mal sagen, da mangelt es dir aber erheblich an Fantasie. Es gibt 3 mögliche Zustände: A - es geht ihnen volkswirtschaftlich besser B - es ändert sich für sie volkswirtschaftlich nichts C - es geht ihnen volkswirtschaftlich schlechter Das kann unterschiedliche Folgen für die Bürger haben. Unterteilen wir die Bürger in drei Schichten: 1 - Unterschicht 2 - Mittelschicht 3 - Oberschicht Und jetzt kann es rein privatwirtschaftlich für jeden Bürger besser oder schlechter werden: + besser x unverändert - schlechter Jetzt geht das Kombinieren los! Die Kombination A1- ist genauso möglich wie C3+ oder B2x Tendentiell würde ich mit so einem Ergebnis rechnen: C1- / C2- / C3+ Es könnte aber auch so aussehen: B1- / B2x / B3+ Egal wie, unter dem Strich denke ich, dass vollkommen unabhängig von den volkswirtschaftlichen Folgen, die wirtschaftlich besser gestellten Briten kaum darunter leiden, oder vielleicht sogar gewinnen, während die wirtschaftlich eher schlecht augestellten Briten, darunter zu leiden haben. So läuft es heutzutage bei Veränderungen doch immer ab. Und da liegt natürlich irgendwo die bittere Ironie des ganzen, da doch gerade die wirtschaftlich schlechter gestellten Briten mehrheitlich für den Brexit gestimmt haben, wenn man den ersten Analysen glauben schenken darf.
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