Durch den Rücktritt von Italiens Regierungschef und Medienmogul Silvio Berlusconi könnte dessen Medienunternehmen Mediaset schwere Zeiten vorbestehen: So kann die Entscheidung sinkende Werbeeinahmen und mehr Konkurrenz nach sich ziehen.
Ein erstes Anzeichen ist der Aktienkurs des Medienkonzerns, der nachdem Berlusconi seinen Rücktritt angekündigt hat um zwölf Prozent gefallen ist. Mit der Niederlegung seiner Ämter verliert der ehemalige Premierminister auch seinen Einfluss auf Medien- und Monopolgesetze, erklärte Michael Braun, Italien-Büro-Leiter der Friedrich-Ebert-Stiftung gegenüber dem Branchendienst „Pressetext“ am Montag. Bisher hatte Mediaset von diesem Einfluss profitiert und so beispielsweise 65 Prozent der Werbeeinnahmen im italienischen Fernsehen für sich verbucht. Mit der politischen Umstellung, wird sich „diese für Mediaset günstige Konstellation wahrscheinlich nicht dauerhaft halten“, verdeutlichte Braun.
Auch der politische Vorteil für werbende Unternehmen entfalle mit Berlusconis Rücktritt. So sei der Ex-Premierminister mit Werbeeinschaltung bei Mediaset in der Vergangenheit „milde gestimmt“ worden. Dieser Anreiz sei nicht mehr gegeben und Braun ergänzte: „Es werden jetzt schon Werbeetats umstrukturiert“.
Hinzu kommen die ohnehin wirtschaftlichen Probleme des Medienkonzerns durch die schlechte Wirtschaftslage in den Hauptmärkten Italien und Spanien sowie die zunehmende Konkurrenz am TV-Markt. So wiesen die Anfang des Monats veröffentlichten Quartalszahlen bereits auf wirtschaftliche Probleme hin. Demnach sank derOperative Gewinn (EBIT) trotz einigermaßen stabiler Umsätze von 534,7 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum auf 368,2 Millionen Euro. „Ich glaube, dass Berlusconis ökonomische Probleme schwerwiegender sind als die strafrechtlichen“, prognostizierte Braun und fügte hinzu: „Hier können ihm seine hervorragenden Anwälte nicht weiterhelfen“.
Weiterer Druck werde von der Konkurrenz auf den Medienkonzern ausgeübt werden. In diesem Fall wird, so der Italien-Büro-Leiter, Berlusconi ausgerechnet seine eigene Politik auf die Füße fallen. Denn die von dem ehemaligen Regierungschef veranlasste Mediengesetzgebung wird auch in Zukunft erst einmal erhalten bleiben und damit auch der direkte Einfluss der Politik auf die öffentlich-rechtliche Rai. Damit werde die Rai „jetzt wieder zur echten Konkurrenz für Berlusconi“. Die Situation ließe sich nur durch neue Gesetze ändern. „Dazu braucht es öffentlichen Druck“, so Braun. Der wahrscheinlich in naher Zukunft nicht kommen wird, denn Italien hat derzeit mit der Schuldenkrise dringendere Probleme.
Dennoch glaubt Braun, dass die Berlusconi-Ära noch einen langen Nachhall haben werde. Denn der ehemalige Premierminister habe die Medienlandschaft nicht nur mit Gesetzen, sondern auch mit seinem Stil geprägt. Die politische Kultur im Fernsehen habe sich geändert. „Es hat sich eine gewisse Vulgarität breitgemacht“, die noch lange nachwirken werde, erklärte Braun. [js]
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