In der Abhör-Affäre um die britische Skandalzeitung „News of the World“ kommt James Murdoch (38) mehr und mehr unter Druck. Am Dienstag wurden neue Hinweise bekannt, dass er vor einem Parlamentsausschuss nicht die volle Wahrheit gesagt haben könnte.
Es stehe die Frage im Raum, ob James Murdoch den Ausschuss in die Irre geführt hat, sagte der Labour-Abgeordnete Tom Watson.Der Ausschuss präsentierte am Dienstag neues Beweismaterial. Darin wird deutlich, dass die illegale Abhörpraxis bei der „News of the World“ keineswegs nur ein Einzelfall war, sondern unter dem früheren Chefredakteur und späteren Regierungssprecher von Premierminister David Cameron „breit diskutiert“ wurde.
Murdoch hatte an der Seite seines Vaters vor dem Ausschuss aussagen müssen. Er ist Europa-Chef des Medienkonzerns News Corp., zu dem in Großbritannien auch die Verlagsholding News International gehört, wo die „News of the World“ erschienen war. Außerdem ist James Murdoch Chef des Verwaltungsrates der britischen Senderkette BSkyB.
Im Juli hatte sich der Abhörskandal um das Boulevardblatt zugespitzt, nachdem bekannt geworden war, dass Reporter nicht nur Prominente, darunter Schauspieler wie Sienna Miller und Jude Law bespitzelt haben, sondern auch mindestens ein entführtes Mädchen. Die Reporter sollen, so der Vorwurf, die Handy-Mailbox des Kindes nicht nur abgehört, sondern sogar alte Meldungen gelöscht haben, um Platz für neue Konversationen zu schaffen. Auf diese Weise wurden Eltern und Polizei in den Glauben versetzt, die kleine Milly könnte noch leben, obwohl ihr Entführer sie bereits ermordet hatte (DIGITALFERNSEHEN.de berichtete).
In Folge der Affäre wurde die „News of the World“ eingestellt und hatte es in Großbritannien ein politisches Erdbeben gegeben. Außerdem war die Übernahme des britischen Pay-TV-Anbieters BSkyB durch den Murdoch-Konzern News Corporation gescheitert. [dpa/js]
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