Rupert Murdoch legte mit Zeitungen den Grundstock für sein Medienimperium. Doch das große Geld macht seine News Corp. längst mit Film und Fernsehen. Alles scheint auf eine Trennung der beiden Standbeine hinauszulaufen. Es könnte schnell gehen.
Als Rupert Murdoch mit Anfang 20 im australischen Adelaide die Zeitung „The News“ von seinem Vater übernahm, musste der junge Mann noch darum kämpfen, ernst genommen zu werden. Heute ist Rupert Murdoch 81 Jahre alt und kontrolliert mit der News Corp. eines der größten Medienimperien der Welt. Es reicht vom legendären Hollywood-Studio „20th Century Fox“ über die als erzkonservativ verschrieenen Fox-Fernsehsender bis hin zur altehrwürdigen Londoner „Times“ und dem britischen Massenblatt „Sun“.
Über 60 Jahre hinweg hatte Murdoch sein Reich mit Zukäufen Stück für Stück vergrößert. Von Australien breitete er sich über die USA bis nach Großbritannien und in weitere Länder aus. In Deutschland ist Murdoch am Bezahlsender Sky beteiligt. Doch die Zeit für das Konglomerat in seiner jetzigen Form scheint abgelaufen. Alle Zeichen stehen auf eine Aufspaltung: in ein Film- und Fernsehgeschäft und in einen Verlagszweig.
Möglicherweise schon an diesem Donnerstag könne die Entscheidung offiziell verkündet werden, schrieb das „Wall Street Journal“ unter Berufung auf eine mit den Plänen vertraute Person. Das renommierte US-Wirtschaftsblatt gehört selbst zu Murdochs Reich. Es ist das Flaggschiff des Verlagsstandbeins.
Murdoch hatte sich bislang kategorisch geweigert, sein Lebenswerk in zwei Teile zu zerschlagen. Doch US-Medien berichten von einen Sinneswandel. Der dürfte zwei Gründe haben: Zum einen der Abhörskandal in Großbritannien, der die Verwundbarkeit des Kolosses offenbarte. Weil Mitarbeiter des inzwischen eingestellten Sonntagsblatts „News of the World“ verdächtigt wurden, Telefone von Prominenten und Politiker angezapft zu haben, musste Murdoch letztlich unter politischem Druck seinen Plan aufgeben, den britischen Fernsehkonzern BSkyB komplett zu übernehmen.
Zum anderen gilt das Verlagsgeschäft vielen Aktionären der News Corp. als Klotz am Bein. Die Zeitungen und der Buchverlag Harper Collins werfen deutlich weniger Geld ab als Kino-Blockbuster oder die Millionen aus der Fernsehwerbung. Das Verlagsgeschäft stand zuletzt nur noch für ein Viertel des Umsatzes des Gesamtkonzerns, Tendenz fallend. Hintergrund ist, dass die Printbranche allgemein darunter leidet, dass sich immer mehr Menschen im Internet informieren. Die Auflagen gehen zurück, und wichtige Werbekunden wandern ab.
Nachdem zu Wochenbeginn bekanntgeworden war, dass Rupert Murdoch eine Aufspaltung seines Reichs erwägt, war der Kurs der News Corp.-Aktie um bis zu 9 Prozent hochgesprungen. Am Mittwoch kletterte die Aktie ein weiteres Prozent und erreicht mit gut 22 Dollar ein neues Jahreshoch. Die gesamte News Corp. kam auf einen Wert von 53 Milliarden Dollar (42 Mrd Euro). Das ist mehr als die Deutsche Bank oder Daimler an der Börse auf die Waage bringen.
Technisch dürfte die Aufspaltung dergestalt erfolgen, dass das Verlagsgeschäft in ein eigenes Unternehmen ausgegliedert wird, an dem die News-Corp.-Aktionäre dann Anteilsscheine bekämen. Murdoch würde als Großaktionär weiterhin die Kontrolle über beide Zweige behalten. Allerdings müsste er sich auf einen Chefposten konzentrieren. Es wird erwartet, dass er sich trotz seines Hangs zum Gedruckten für das größere Film- und Fernsehgeschäft entscheidet.
Doch noch ist keine endgültige Entscheidung gefallen. Alles deutet aber darauf hin: Am Dienstag hatten sich nach Informationen von US-Medien die Spitzenleute der News Corp. in New York getroffen, um Einzelheiten zu erfahren. Unter den Zeitungsmanagern gehe die Sorge um, bei der Aufspaltung unter die Räder zu geraten, berichtete die „New York Times“. Nach Informationen des „Wall Street Journal“ soll die Sparte aber mit ausreichend Mitteln ausgestattet werden.
Am Mittwoch wollte sich den Informationen zufolge der Verwaltungsrat im New Yorker Hauptquartier treffen. Die letztliche Entscheidung für oder gegen eine Aufspaltung liegt bei Rupert Murdoch selbst. Der Firmengründer ist nicht nur Chef, sondern auch größter Aktionär. 40 Prozent der Stimmrechte liegen in seiner Hand, wodurch er faktisch schalten und walten kann wie er will. Daran dürfte sich auch nach der Aufspaltung nichts ändern. [Daniel Schnettler/rh]
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