Medienzar Rupert Murdoch gibt sich am 2. Tag seiner Zeugenvernehmung ungewöhnlich reuig. Er gibt Fehler und sogar Versagen zu – allerdings keine Schuld. Auch die Regierung bekommt die Murdoch-Krise nicht los.
Medienzar Rupert Murdoch hat schwere persönliche Fehler im Umgang mit der Abhöraffäre in seinem britischen Zeitungsimperium zugegeben. Gleichzeitig wies er Vorwürfe von sich, er habe Einfluss auf die Politik genommen, um seine wirtschaftlichen Interessen durchzusetzen.
Murdoch musste am Donnerstag den zweiten Tag in Folge auf Fragen eines richterlichen Untersuchungsausschusses antworten. Den Ausschuss hatte die britische Regierung eingesetzt, um nach der Abhöraffäre die Regeln zur Einhaltung ethischer Grundsätze in den Medien neu zu schreiben.
„Ich muss auch sagen, ich habe versagt, und das tut mir leid“, sagte Murdoch. Die Abhörpraktiken bei der inzwischen eingestellten Zeitung „News Of The World“ seien ihm nicht bekannt gewesen. Er hätte sich mehr kümmern sollen, räumte er ein. Spätestens nach der Entlassung eines inhaftierten „News Of The World“-Reporters hätte er diesen befragen müssen und nicht weiter von einem Einzelfall ausgehen dürfen. Murdoch äußerte Bedauern für die von den Abhörmethoden Betroffenen und deren Familien.
Journalisten der sonntäglichen Boulevardzeitung „News Of The World“ hatten im großen Stil die Handy-Mailboxen von Prominenten, Verbrechensopfern und Angehörigen getöteter Soldaten angezapft. Mehrere Journalisten und Manager, darunter Verlagschefin Rebekah Brooks, mussten gehen. Gegen sie und andere wird auch strafrechtlich ermittelt. Hinzu kam eine Affäre bei Murdochs Zeitung „The Sun“. Reporter des Blattes stehen im Verdacht, Polizisten und andere Beamte bestochen zu haben. Hochrangige Offiziere von Scotland Yard mussten ebenfalls ihren Hut nehmen.
Unterdessen hat der britische Premierminister David Cameron Vorwürfe zurückgewiesen, er habe das Parlament falsch informiert. Cameron hatte gesagt, er habe sich höchstens zwei Mal mit Murdoch getroffen. Eine Liste aus dem Untersuchungsausschuss legt nahe, dass es mindestens fünf, wenn nicht acht Treffen des Regierungschefs mit dem Medienzaren gegeben habe. Diese Liste wurde allerdings von dem Vorsitzenden des Ausschusses, Barry Leveson, noch nicht freigegeben.
Camerons Regierung steht unter Druck, weil sie einen milliardenschweren Übernahmedeal Murdochs befürwortet hatte. Später wurde bekannt, dass der von Cameron mit der Angelegenheit betraute Kulturminister Jeremy Hunt über seinen Mitarbeiter Adam Smith bereits zuvor Kontakt zu Murdoch-Lobbyisten gehabt hatte. Dies geht aus E-Mails hervor, die während der Untersuchung vom Murdoch-Konzern zur Verfügung gestellt worden waren. Die Opposition fordert vehement den Rücktritt Hunts, der auch für die Ausrichtung der Olympischen Spiele im Sommer in London zuständig ist. Es sei „kaum zu glauben“, dass Hunt noch im Amt sei, sagte Labour-Parteichef Ed Miliband. [dpa/rh]
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