Medien und Politik: Aus dem Geflecht entspann sich in Großbritannien eine monatelange Affäre. Nun muss Medienzar Rupert Murdoch unter Eid aussagen. Der 81-Jährige sagt wenig, gewährt aber tiefe Einblicke.
Im neu entfachten Streit um Verstrickungen der britischen Regierung mit dem Imperium von Rupert Murdoch hat der Medienmogul unter Eid vor einem Untersuchungsausschuss ausgesagt. „Ich begrüße die Möglichkeit, mit einigen Mythen aufzuräumen“, sagte der 81 Jahre alte Australier am Mittwoch vor dem Ausschuss in London.
Tags zuvor hatte die Affäre neuen Zündstoff erhalten. Der Murdoch-Konzern News Corporation hatte E-Mails vorgelegt, aus denen eine sehr enge Verbindung der britischen Regierung zu Murdoch hervorging.
Vor allem bei einem Milliardendeal um die vollständige Übernahme des Fernsehkonzerns BSkyB habe es rege Kontakte von Murdoch-Lobbyisten mit dem heutigen Minister für Kultur, Medien und Sport, Jeremy Hunt, gegeben. Hunt war von Premier David Cameron mitten in dem Prüfverfahren mit der Angelegenheit betraut worden. Die E-Mails hatten den Ausschuss über Murdochs Konzern News Corporation erreicht. Er dementierte aber Rachegerüchte.
Die Labour-Opposition forderte erneut den Rücktritt von Hunt, der in der Regierung auch für die Ausrichtung der Olympischen Spiele im Sommer in London verantwortlich ist. „Jeremy Hunt hat das Geschäft nicht beaufsichtigt, sondern unterstützt“, sagte die stellvertretende Labour-Chefin Harriet Harman. Parteichef Ed Miliband wurde im Parlament deutlicher: „Minister, die man nicht mehr halten kann, muss man feuern!“.
Hunt selbst will nicht zurücktreten und erhielt Rückendeckung von Premier Cameron. Er habe sich nichts vorzuwerfen. Der Minister entließ aber seinen Berater Adam Smith. Dieser bekannte, er sei bei den E-Mails mit Murdoch-Lobbyisten „zu weit gegangen“.
Murdoch, dem immenser Einfluss auf die britische Politik unterstellt wird, verteidigte sich zu Beginn der mehrstündigen Vernehmung. „Ich habe niemals einen Premierminister um irgendetwas gebeten“. Murdoch hatte schon im vergangenen Jahr zusammen mit seinem Sohn James (39) vor einem Parlamentsausschuss aussagen müssen.
Er sei nicht der „Sonnenkönig“ der britischen Politik, sagte der gebürtige Australier, gab aber Einblicke in seine engen Kontakte zu Spitzenpolitikern über Generationen. Er habe Margaret Thatcher „bewundert“, Tony Blair, der sogar der Patenonkel einer der Murdoch-Töchter ist, habe ihn „beeindruckt“. Cameron habe er besonders für seinen Umgang mit seiner Familie geschätzt, sagte Murdoch. [dpa/rh]
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