Murdoch pokert: Verkauf von Sky News vorübergehend abgeblasen

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Wirtschaftskrimi an der Themse: Während immer neue Details über illegale Methoden britischer Reporter ans Licht kommen, ringt Medienzar Rupert Murdoch um einen Milliardendeal. Mit einem Schachzug verschaffte er sich am Montag etwas Luft.

Im Skandal um illegale Methoden britischer Zeitungsreporter kommen immer neue Details an Licht. So sei versucht worden, die Telefone von Prinz Charles anzuzapfen, hieß es. Am Montag berichtete die BBC, der frühere Premierminister Gordon Brown soll von der „Sunday Times“, einem als seriös geltenden Blatt aus dem Medienimperium von Rupert Murdoch, bespitzelt worden sein. Am Sonntag hatte Murdoch sein Boulevardblatt „News of the World“ im Zuge der Abhöraffäre schließen müssen – nach 168 Jahren erschien die letzte Ausgabe.

Murdoch pokerte am Montag im Ringen um die Komplettübernahme des britischen Fernsehkonzerns BSkyB hoch. Er nahm sein Kompromissangebot zurück, den Nachrichtenkanal Sky News aus dem rund acht Milliarden Pfund (9 Milliarden Euro) schweren Übernahmepaket herauszulösen. Damit zwang er Kulturminister Jeremy Hunt de facto, den Fall der Wettbewerbskommission zu übergeben. Diese muss jetzt in einer mindestens 24-wöchigen Prüfung die Argumente für die Übernahme der 61 Prozent beraten, die Murdochs Konzern News Corporation noch nicht bereits gehören.

Die wegen der Medienmacht Murdochs in Großbritannien ohnehin umstrittene Milliarden-Übernahme war nach den Enthüllungen im Abhörskandal auf noch mehr Kritik gestoßen. Die Labour-Opposition und die Liberaldemokraten als kleinerer Partner in der Regierungskoalition von Premierminister David Cameron sehen in Murdochs Konzern News Corp. und dessen britischem Ableger News International keinen geeigneten Übernahmekandidaten für den größten Medienkonzern der Insel. Der Chef der Liberaldemokraten, Vize-Premierminister Nick Clegg, sagte am Montag zu Murdoch: „Tun Sie, was sich gehört und was vernünftig ist, und denken sie noch einmal über ihr BSkyB-Angebot nach“. Camerons Konservative hatten den Deal dagegen bisher befürwortet.Eltern von totem Mädchen fordern Rücktritt von Brooks

 
Clegg hatte sich mit den Eltern der 2002 im Alter von 13 Jahren entführten und später tot aufgefundenen Milly Dowler getroffen. In der vergangenen Woche war ans Licht gekommen, dass Journalisten der „News of the World“ Millys Mailbox angezapft und sogar Nachrichten gelöscht haben sollen, um Platz für neue zu machen. Neben Milly sollen die Telefone von bis zu 4000 Prominenten, Politikern, Soldatenwitwen und Opfern von Terroranschlägen und Straftaten abgehört worden sein. Außerdem sollen Bestechungsgelder an die Polizei gezahlt und Beweismittel unterschlagen worden sein.

Millys Eltern riefen am Montag auch die Vorstandschefin des Verlages News International, Rebekah Brooks zum Rücktritt auf. Die Murdoch-Vertraute hatte bis 2003 die Redaktion der „News of the World“ geleitet. In dieser Zeit waren Abhöraktionen gelaufen. Ihr Nachfolger als Chefredakteur, Andy Coulson, war 2007 bei der Zeitung zurückgetreten und musste im Januar auch in seinem späteren Amt als Sprecher der Regierung David Camerons den Hut nehmen.Reißleine: Wettbewerbskommission als neue Chance für Murdoch?

 
Murdoch hatte bisher versucht, den langwierigen Gang vor die Wettbewerbskommission mit für ihn ungewissem Ausgang zu verhindern. Von einer Entscheidung auf politischer Ebene hatte er sich mehr Erfolgschancen versprochen. Nach dem Abhörskandal und der geänderten politischen Großwetterlage zog er nun die Reißleine und sucht seine Chance auf der Fachebene.

Nach Informationen der BBC hat ein Reporter der „Sunday Times“ mit sechs Anrufen bei einem Call Center persönliche Informationen über Ex-Premier Gordon Brown ergaunert. Die Familie befürchte, dass auch Informationen über eine Krankheit von Browns Sohn Fraser erschwindelt worden sein könnten. Sollte sich der Verdacht erhärten, wäre bereits das dritte Medium in Großbritannien von dem Skandal betroffen. Neben Reportern der „News of the World“ wird auch eine Königshaus-Reporterin der Nachrichtenagentur PA das illegale Abhören von Telefon-Mailboxen vorgeworfen.

Auch die Telefone von Prinz Charles und seiner Frau Camilla sollen im Visier der Reporter der „News of the World“ gewesen sein, berichtete der „Guardian“. Außerdem sollen neben Polizisten auch Mitarbeiter des königlichen Sicherheitsapparates bestochen worden sein. Ein Reporter von „News of the World“ habe auf diese Weise versucht, ein privates Telefonverzeichnis der Royals zu kaufen. [Michael Donhauser/Britta Görke]

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16 Kommentare im Forum
  1. AW: Murdoch pokert: Verkauf von Sky News vorübergehend abgeblasen Richtig dumm gelaufen für Murdoch. Journalistenskandal zur besten Unzeit, Minuten bevor er BSkyB in der Tasche hatte. Nun ist wieder alles offen.
  2. AW: Murdoch pokert: Verkauf von Sky News vorübergehend abgeblasen Murdoch pokert nicht, sondern Murdoch ist ziemlich an die Wand gedrückt und ihm bleibt keine andere Wahl mehr. Spannend wird noch die Frage, ob die Murdochs diesen Skandal überleben werden, denn unter den Anteilseignern rumort es. Es ist letzte Woche nur zu offensichtlich geworden, daß der Murdoch Konzern mafiaähnliche Züge trägt. Ein Unternehmen von einer Familie und einem Kopf geleitet, das sich tief in die Polizei und Politik eingefressen hatte. Eine Art Schutzgelderpressung ging auch von statten. Denn jeder, der sich diesem Unternehmen in den Weg stellte, mußte damit rechnen, daß Schmutz und Schmuddel erscheinen würde und man vernichtet würde. Beispiele dafür gibt es genug. Selbst in der letzten Woche noch ist Ed Milliband, der Oppositionsführer von Murdoch Leuten gewarnt worden, nicht die Ablösung von Rebekah Brooks zu verlangen oder sonst. Milliband hat die Warnung ignoriert und prompt wurde seinem Mediensprecher Kokaingebrauch und Bankhacking untergeschoben. Auch die Polizisten, die vor Jahren den Abhörskandal untersuchten, wurden auf diese Weise gefügig gemacht. Denn sie hatten wohl außereheliche Beziehungen und dies wurde vom Murdoch Konzern offenbar genutzt, damit die Polizeiuntersuchung die Sache unter den Teppich kehrt. Es bleibt also spannend und mal sehen, ob ein Murdoch NewsCorp in einigen Monaten noch leiten wird.
  3. AW: Murdoch pokert: Verkauf von Sky News vorübergehend abgeblasen Man weiß gar nicht mehr, was man da noch glauben soll. Aber selbst nur dass was die BBC berichtet ist schon heftig, sogar die Krankenakte von einem Kind Gordon Browns soll man ausspioniert haben... und offenbar ist man derzeit dabei, Beweise zu vernichten. Man darf gespannt sein, aber Murdoch ist gewieft, er hat weiterhin seine Anhänger im UK. Geradezu skurril ist übrigens, dass die Seiten der meisten britischen Zeitungen überfüllt sind mit dem Skandal (zb Daily Mail), während man auf der Seite der Sun praktisch nix dazu findet
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