Erst polizeiliche Untersuchungen in Großbritannien und nun angeblich auch in den USA: Der Druck auf Medienzar Rupert Murdoch nimmt zu. Der News-Corp-Chef selbst verteidigt in einem raren Interview den Umgang mit dem Abhörskandal.
Für Medienmogul Rupert Murdoch wird es wegen des Abhörskandals auch in seiner Wahlheimat USA immer enger. Die Bundespolizei FBI geht laut Medienberichten dem Verdacht nach, dass Mitarbeiter von Murdochs Medienkonzern News Corp die Telefone von Opfern der Anschläge vom 11. September 2001 sowie von deren Familien angezapft haben könnten oder dies zumindest versucht haben.
Die „New York Times“ und das „Wall Street Journal“ – das auch zum Murdoch-Imperium gehört – berichteten am Donnerstag übereinstimmend von den gerade begonnenen Untersuchungen und beriefen sich dabei auf eingeweihte Personen. Zuvor hatten sich mehrere US-Politiker zu Wort gemeldet und Nachforschungen gefordert. Eine Bürgerrechtsvereinigung hatte für den Donnerstagmittag zu einer Protestkundgebung vor Murdochs Haus in Manhattan aufgerufen.
Nach Informationen des „Wall Street Journal“ will das FBI herausfinden, ob News-Corp-Mitarbeiter Telefonate abgehört haben, ob sie sich Zugriff auf Handy-Mailboxen verschafft oder Gesprächsaufzeichnungen an sich gebracht haben. Auch wolle das FBI wissen, ob es Versuche gegeben habe, Polizisten zu bestechen, um an die Informationen zu gelangen. Laut der „New York Times“ handelt es sich um Vorermittlungen. Das FBI wollte sich nicht äußern.
Dagegen ergriff Rupert Murdoch in einem raren Interview das Wort. Dabei nahm er sowohl seine seine News Corp als auch seinen Sohn James in Schutz, der für ihn die Geschäfte in Europa führt. Sein Unternehmen habe die Krise „extrem gut gehandhabt und zwar in jeder Hinsicht“, sagte Murdoch dem „Wall Street Journal“. Es habe nur „kleinere Fehler“ gegeben.
Das „Wall Street Journal“ ist eines der Aushängeschilder des Medienimperiums, zu dem unter anderem noch das Boulevardblatt „New York Post“, das Filmstudio 20th Century Fox, die Fox-Fernsehsender sowie Buchverlage gehören. Der Skandal ereignete sich aber beim britischem Sonntagsblatt „News of the World“, das Murdoch daraufhin eingestampft hat.
Murdoch, sein Sohn James sowie Verlagschefin Rebekah Brooks stehen am nächsten Dienstag vor einem parlamentarischen Ausschuss in Großbritannien Rede und Antwort – die Murdochs hatten allerdings lange gezögert mit ihrer Zusage. Rupert Murdoch kündigte nun auch eine firmeninterne Untersuchung an, die von einer unabhängigen Kommission durchgeführt werden solle.
In den vergangenen Tagen gab es immer neue Enthüllungen, wie Reporter der „News of the World“ in Großbritannien die Telefone von Verbrechensopfern, Prominenten und Politikern abgehört haben. Der Aktienkurs der News Corp stürzte daraufhin ab; Murdoch gab nach scharfem Gegenwind aus der britischen Politik die milliardenschwere Komplettübernahme der Senderkette BSkyB auf. „Ich komme darüber hinweg“, sagte Murdoch zu den Negativschlagzeilen. Bislang habe sein Unternehmen noch keine Schäden davongetragen, „die nicht repariert werden könnten“.
Auch Murdochs Sohn James war in die Kritik geraten. Ihm war vorgeworfen worden, nicht schnell genug durchgegriffen zu haben. „Ich denke, er hat in dem Moment so rasch gehandelt wie er konnte“, sagte sein 80jähriger Vater und betonte, dass sich an der Stellung von James Murdoch im Konzern nichts ändere.
Rupert Murdoch hat nach eigenen Angaben auch keine Pläne, sich von seinem Zeitungsgeschäft zu trennen, auf das er sein Imperium aufgebaut hatte. In Medien waren schon früh Spekulationen aufgekommen, er könnte sich von seinen verbliebenen britischen Blättern „The Sun“, „The Times“ und „The Sunday Times“ trennen. Murdoch bezeichnete diese Berichte als „puren Müll“. [Daniel Schnettler]
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