Planspiele der Deutschen Telekom, sich die Übertragungsrechte der Fußball-Bundesliga ab 2013/2014 nicht nur für die IPTV-Plattform Entertain, sondern auch für Kabel und Satellit zu sichern, haben laut einer aktuellen Analyse des US-Kreditinstituts Morgan Stanley keine Chance auf Verwirklichung.
Die Analysten gehen laut einer am Donnerstag veröffentlichten Marktbetrachtung davon aus, dass die Deutsche Fußball Liga die offiziellen Ausschreibungsunterlagen für die kommenden Spielzeiten spätestens Anfang Februar an die registrierten Bieter verschickt und nach Vorliegen der Gebote bis zum Sommer eine Entscheidung über die Lizenzvergabe trifft. Als sicher gilt bereits, dass die Rechte für Kabel und Satellit ebenso wie für Mobilfunk und Internet untrennbar in Paketen gebündelt werden.
Wie Morgan Stanley weiter betonte, kann die Telekom als Unternehmen, das sich noch zu rund 30 Prozent in Staatsbesitz befindet, nach deutschem Recht keine Sendelizenz erhalten. Möglich sei es lediglich, Drittanbietern über die Telekom-eigene Infrastruktur die Ausstrahlung von Programmen zu erlauben. Bei der IPTV-Plattform „Liga total!“ werde dieses Schlupfloch derzeit genutzt, um in Gestalt von Constantin Medien einen externen Anbieter mit der Programmabwicklung zu betrauen.
IPTV wird regulatorisch als „narrowcast“ eingestuft, so Morgan Stanley weiter. Eine klassische Broadcasting-Verbreitung über Kabel und Satellit durch die Telekom wäre aufgrund der größeren Reichweite hingegen auch mit einem zwischengeschalteten Partner mit deutschem Recht unvereinbar und würde neben Behörden wie KEK und Bundeskartellamt auch Konkurrenten wie Sky Deutschland auf den Plan rufen, die bereits ihren Widerstand angekündigt haben (siehe auch DF-Kommentar vom 30. Dezember).
Lasse man die rechtliche Problematik außer acht, gebe es trotzdem diverse Gründe, die gegen einen Erwerb der Übertragungsrechte durch die Telekom sprächen, so das US-Kreditinstitut weiter. So verschaffe sich der Ex-Monopolist weder einen Wettbewerbsvorteil gegenüber dem Kabelnetzbetreibern, weil etwaige Rechte zwingend an diese sublizenziert werden müssten, um die von der DFL geforderte flächendeckende Verbreitung zu gewährleisten. Hinzu komme, dass sich aufgrund von aktuell nur 200 000 „Liga total!“-Abonnenten bei geschätzten Aufwendungen von rund 1,5 Milliarden Euro für vier Jahre die Frage der Refinanzierbarkeit stelle.
Am Mittwoch warf unterdessen auch der Mobilfunkkonzern Vodafone im Rennen um die Bundesliga-Rechte seinen Hut in den Ring. Ein Unternehmenssprecher äußerte allerdings lediglich, dass sich die deutsche Tochter des britischen Konzerns die Pakete „genauer anschauen“ wolle. Die Vermarktung von Inhalten sei ein „lukratives Geschäft, das wir noch deutlich ausbauen werden“. Eine konkrete Absichtserklärung gab es unterdessen nicht.
Neben dem Bezahlsender Sky Deutschland, der in Person von Vorstandschef Brian Sullivan bereits im November angekündigt hatte, sich um alle relevanten Übertragungsrechte zu bemühen, droht der Deutschen Telekom bei der künftigen Verbreitung via Internet und mobile Endgeräte auch Widerstand von dritter Seite. Auch den Internet-Riesen Google und Yahoo wird Interesse an entsprechenden Rechten nachgesagt.
So oder so – der DFL kommt die wachsende Konkurrenz um die Rechtepakete sehr gelegen. Nach dem Motto, Konkurrenz belebt das Geschäft, kann sie auf klingende Kassen hoffen. Allein das Sky-Paket wird auf 250 Millionen Euro pro Saison taxiert. Die ARD zahlt schätzungsweise 100 Millionen Euro pro Spielzeit an den Dachverband. [ar]
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