Dell schreibt Geschichte: Der PC-Hersteller will sein Geschäft durch die Übernahme des Speicher-Spezialisten EMC erweitern. Bei einem Kaufpreis von über 60 Milliarden Dollar stößt Dell die teuerste Fusion in der Geschichte der Tech-Branche an.
Der PC-Hersteller Dell will in der bisher größten Übernahme der Technologie-Industrie den Speicher-Spezialisten EMC kaufen. Der Deal sei insgesamt rund 67 Milliarden Dollar (rund 59 Milliarden Euro) schwer, teilte Dell am Montag mit. Dell will mit EMC sein Geschäft um Speicherdienste erweitern und damit besser mit Rivalen wie Hewlett-Packard konkurrieren.
Die EMC-Aktionäre sollen 24,05 Dollar in bar bekommen plus ein Papier, das den Wert der zu EMC gehörenden Software-Firma VMware widerspiegeln soll. Insgesamt liege der Wert pro EMC-Anteil damit bei 33,15 Dollar, hieß es. Es ist ein Aufschlag von fast einem Fünftel auf den EMC-Schlusskurs von Freitag. Über den Deal war bereits seit Tagen spekuliert worden.
Gründer Michael Dell hatte seine Firma vor zwei Jahren mit Hilfe von Finanzinvestoren in einem 25 Milliarden Dollar schweren Deal von der Börse genommen. Jetzt werden Dell und der auch diesmal beteiligte Partner Silver Lake laut Medienberichten weitere 40 Milliarden Dollar von Banken brauchen. Dell und seine Partner sollen nach Abschluss der Übernahme 70 Prozent an EMC halten. Michael Dell werde das gemeinsame Unternehmen führen.
Der ungewöhnliche Aufbau des Deals ist notwendig, weil mehr als die Hälfte des EMC-Werts die Beteiligung von 80 Prozent an VMware ausmacht. Die Firma sorgt dafür, dass Rechenzentren dank virtueller Computer effizienter laufen. EMC als Spezialist für Daten-Speicherung muss gegen eine Vielzahl neuer Wettbewerber antreten, VMware gilt bei Experten als das wachstumsträchtigere Geschäft. Die bisherige EMC-Tochter wird weiterhin an der Börse in New York notiert bleiben.
Der Deall soll Mitte kommenden Jahres abgeschlossen werden, Regulierer und Anteilseigner müssten ihm noch zustimmen. Außerdem könnte es noch weitere Hürden geben: Wie die „Financial Times“ berichtete, sieht die Einigung vor, dass EMC sich noch konkurrierende Angebote einholen kann. Damit solle der Finanzinvestor Elliott Management milde gestimmt werden. Elliott forderte bereits seit einiger Zeit eine Abspaltung von VMware. Nach Informationen des Technologieblogs „Recode“ will die Finanzfirma nun die Übernahme durch Dell unterstützen.
Bisher hatte keiner Interesse an einem Kauf von EMC gezeigt, jetzt solle aber unter anderem bei Microsoft und dem Netzwerk-Spezialisten Cisco vorgefühlt werden, schrieb die „Financial Times“. EMC als Spezialist für Daten-Speicherung muss gegen eine Vielzahl neuer Wettbewerber antreten.
Michael Dell hatte schon beim Rückkauf seiner eigenen Firma Ärger mit einem aggressiven Investor. Der Milliardär Carl Icahn legte sich in einem auch öffentlich geführten Schlagabtausch monatelang quer, bis der Preis etwas angehoben wurde.
Für EMC löst der Kauf durch Dell zusätzlich ein Nachfolgeproblem: Der seit 2001 amtierende Chef Joe Tucci, inzwischen 68 Jahre alt, plant schon seit einiger Zeit seinen Rückzug. [dpa/fs]
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