Die Spartenkanäle der öffentlich-rechtlichen Sender bieten freche Formate und frische Gesichter – aber auch niedrige Quoten. Zum Abschluss des Medientreffpunkts Mitteldeutschland in Leipzig diskutierten Experten unter anderem über den Wert der Kanäle.
Mit einer hitzigen Diskussion um die digitalen Spartenkanäle der öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF ist am Mittwoch der Medientreffpunkt Mitteldeutschland in Leipzig zu Ende gegangen. „Die Digitalkanäle wie ZDFneo sind wichtig, weil sich die Zuschauerinteressen vereinzeln und die Sender diese Gruppen erreichen“, sagte ZDF-Intendant Thomas Bellut. Der Bereichsleiter Politik beim Privatsender RTL, Tobias Schmid, hielt dagegen, dass die Angebote angesichts magerer Quoten die beste Art seien, Ressourcen zu verschwenden. Zudem seien sich die unterschiedlichen Kanäle untereinander zu ähnlich und daher zum Teil überflüssig.
„Die Überzeugung, dass ein junges Publikum immer nur mit Spartenprogrammen gewonnen werden kann, ist gewagt“, sagte Schmid. Zudem forderte er eine stärkere Medienaufsicht. „Aktuell werden die Sender am Rande mitbetreut, wie im Fall von Kika kann das aber auch schiefgehen“. MDR-Intendantin Karola Wille verteidigte die Programme. „Sie sind ein Experimentierraum und zeigen, dass sich das junge Publikum nicht vom linearen Fernsehen verabschiedet hat“, sagte sie.
In der Kritik stand zudem das geplante öffentlich-rechtliche Videoportal „Germany’s Gold“, das durch Abrufentgelte und Werbung finanziert werden soll. „Kommerzielle Tätigkeit bedeutet, wirtschaftliches Risiko einzugehen“, sagte Schmid. Im Falle einer Gesellschaft aus gebührenfinanzierten Sendern sei das sehr spannend.
Auch Jürgen Doetz, Präsident des Verbands Privater Rundfunk und Telemedien (VPRT), kritisierte in der Runde das Vorhaben. In dem Portal, das derzeit noch vom Kartellamt geprüft wird, sollen 60 Jahre deutsche Fernsehgeschichte und nationale wie internationale Kinoerfolge verfügbar gemacht werden. Das Angebot soll laut ARD und ZDF frühstens Ende des Jahres starten. Ein ähnliches gemeinsames Portal der großen Privatsendergruppen RTL und ProSiebenSat.1 war vom Kartellamt untersagt worden, weil beide bereits eine marktbeherrschende Stellung auf Fernsehwerbemarkt hätten.
Beim Medientreffpunkt hatten sich rund 1000 Teilnehmer aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Medien drei Tage lang über aktuelle Themen ausgetauscht. Auf dem Programm standen etwa Debatten um ethische Werte in der Berichterstattung, die weitere Entwicklung im Bereich des Digitalradios oder die seit dem ACTA-Abkommen neu aufgeflammte Diskussion um den Schutz von Urheberrechten.
Die Veranstaltung wird jährlich von einem Verein organisiert, dem unter anderem die drei mitteldeutschen Landesmedienanstalten, der Freistaat Sachsen und der MDR angehören. Erstmals fand der Medientreffpunkt im Jahr 1999 statt. [dpa/rh]
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