Die Doppelübertragung der königlichen Hochzeit bei ARD und ZDF sorgte auch beim Medientreffpunkt Mitteldeutschland in Leipzig für Diskussionsstoff. Kommen die öffentlich-rechtichen Sender noch ihrem Programmauftrag nach?
Johannes Beermann, Chef der Staatskanzlei Sachsen, bezeichnete am Mittwoch die Doppelübertragung als „skuril“ und als „Ausdruck der Unordnung“ und wies darauf hin, dass dies kein Einzelfall gewesen sei. Als Gebührenzahler falle es ihm schwer, derartige Entscheidungen zu akzeptieren. Beermann fordere eine besserer Abstimmung zwischen den Sendern.
Wolfgang Donsbach von der Technischen Universität Dresden ging inseiner Kritik noch weiter. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk würde sichselber abschaffen, wenn Form und Inhalt der Programme kaum noch zuunterscheiden seien. Zusätzliche Ausgaben in Millionenhöhe für dieFußball-Champions-League oder den Boxsport hätten nichts mehr mit demProgrammauftrag zu tun.
NDR-Intendant Lutz Marmor wies die Kritik zurück und betonte, dasses sich bei der königlichen Hochzeit um ein Ereignis gehandelt habe,welches von hohem öffentlichen Interesse gewesen sei. Dazu zähle er auchwichtige Sportevents. Des Weiteren befänden sich auch ARD und ZDF imWettbewerb um die Gunst der Zuschauer. Allerdings hätte man in beidenSendern durchaus über dieses Thema diskutiert.
Michael Kayser von BBC World News kritisierte die grundsätzlicheEinstellung der Öffentlich-Rechtlichen. Er verstehe nicht, warum dieAnstalten so auf die Quote schauen, anstatt ein qualitativ hochwertigesProgramm zu gestalten. Für Marmor gäbe es bereits viele sehr guteProdukte für die Zuschauer. Er könne den Sendeinhalt aber nicht völliglosgelöst von den Zuschauerzahlen sehen. Auch die Sender selbst müsstenimmer wieder rechtfertigen, warum es öffentlich-rechtlichen Rundfunküberhaupt gäbe. Für ihn als Intendanten sei die Unabhängigkeit derAnstalten das entscheidende Argument und zugleich seine wichtigsteAufgabe.
Wolfgang Donsbach sah unterdessen die Unabhängigkeit er Sender von der PolitikinGefahr. Schon seit Jahrzehnten würde die Politik zu großenEinflussauf die Anstalten üben, zum Beispiel bei wichtigenPersonalentscheidungen, die dann wiederum Auswirkungen auf dieProgramminhalte hätten. Ein Problem gebe es immer dann, wenn die Politikdenke, das sie der bessere Journalist sei.
Staatsminister Beermann halte nichts von einer „Ethikdiskussion fürdie Öffentlich-Rechtlichen“, denn schließlich gäbe es Verfahren, an dieman sich zu halten habe. Letztlich müssten alle Änderungen von jedemder 16 Bundesländer akzeptiert werden. Über bestimmte Punkte wie dieUnterhaltung eines Auslandrundfunks müsse man aber genauer nachdenken. [rh]
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