
Leipzig – Ab dem Jahr 2010 sollen Rundfunkprogramme nur noch in digitaler Form übertragen werden.
Im Bereich des Satellitenfernsehens ist die Analogabschaltung bereits fast vollständig vollzogen. Die Digitalisierung des Kabelfernsehens steht jedoch immer noch vor großen Hürden. Beim Medientreffpunkt Mitteldeutschland sprachen Experten über die digitale Kabelzukunft.
Moderator Michael Kayser (BBC World/BBC Worldwide) konstatierte zu Beginn der Diskussion, dass mittlerweile acht bis zehn Millionen HDTV-Fernsehgeräte in Deutschland verkauft worden seien. Die Nutzer von Kabelanschlüssen kämen allerdings kaum in den Genuss der hohen Bildqualität, da es nur wenige digitale HD-Kabelprogramme gebe. Auch Wolfgang Elsäßer (Astra Deutschland) bemängelte, dass Deutschland bei der Umstellung auf dem letzten Platz sei und forderte „eine schnelle Digitalisierung“.
Die Diskussionsteilnehmer zeigten sich davon überzeugt, dass die Umstellung des Kabelfernsehens kommen müsse und werde – die Frage sei nur wann. Volker Belz (Tele Columbus/Primacom) forderte „einen klaren Zeitpunkt“, auf den man zielgerichtet hinarbeiten könne.
Martin Heine, Direktor der Medienanstalt Sachsen-Anhalt stellte jedoch klar, dass die Politik keinen Abschalttermin festlegen könne, wie es im Falle der DVB-T-Umstellung geschehen sei. Dennoch seien die Landesmedienanstalten im Gespräch mit den Anbietern, um einen Termin zu finden. Er glaube an eine „marktgetriebene Digitalisierung“, die die Kabelnetzbetreiber unter Druck setzen und schließlich zur Umstellung bewegen werde.
Auch Martina Rutenbeck (Eutelsat Kabelkiosk) favorisierte eine vom Markt erzwungene Umstellung, stellte aber zugleich die Frage in den Raum, ob der Glaube daran realistisch sei. Denn die Auswirkungen des Marktes seien bislang kaum erkennbar. Dr. Annette Schumacher (Kabel Deutschland) betonte die wichtige Rolle, die vor allem der Endverbraucher spiele. Ein „harter Switch“ von der analogen zur digitalen Übertragung mache keinen Sinn, wenn erst 20 Prozent der Fernsehzuschauer über die nötigen Endgeräte verfügten.
Ulrich Heynmöller (KDL) betonte, dass für die Receiver jetzt unbedingt einheitliche Standards geschaffen werden müssten. Neue Geräte sollten mindestens fünf bis sechs Jahre nutzbar sein, damit sich die Investition für die Kunden lohne. Aber, so fragte Kayser, ließen sich die etwa zwölf Millionen nötigen Empfangsgeräte überhaupt in absehbarer Zeit herstellen und bezahlen? Zumal, wenn man bedenke, dass fast 50 Prozent der Haushalte zwei oder mehr Fernsehgeräte besäßen und also auch entsprechend viele Boxen benötigten?
Belz zeigte sich optimistisch: Es sei kein Problem, innerhalb der nächsten Jahre die nötige Zahl an Receivern in Europa herzustellen. Eine entsprechende Initiative ließe sich als sinnvolles Konjunkturprogramm auffassen. Heine ergänzte, dass die Bevölkerung die neuen Flachbildschirme angenommen habe und nun auch für die Digitalisierung bereit sei. [cg]
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