
Leipzig – Für Jugendschutz im Internet sei in erster Linie der Nutzer selbst verantwortlich. Das machten Jugendschutz-Experten beim Treffpunkt Mediennachwuchs im Rahmen des Medientreffpunkt Mitteldeutschland deutlich.
Neben dem Ansatz, den Nutzern die nötige Medienkompetenz zu vermitteln, wurde auch der Ruf nach mehr Aufsicht durch die Gesellschaft bzw. die Community laut. Umstritten war bei dem Treffen hingegen, inwiefern diese Selbstregulierung von einer gesetzlichen Regulierung, zum Beispiel durch die Novelle des Jugendmedienschutzgesetzes, begleitet werden sollte.
Alvar Freude vom Arbeitskreis Zensur warnte davor, dass die in der Novelle vorgesehenen Eingriffe die kulturelle und soziale Entwicklung des Netzes gefährden. Immerhin werde dem Anbieter vorgeschrieben, entsprechende Maßnahmen in Form von Sendezeitbegrenzung, Altersverifikation oder Alterskennzeichnung zu ergreifen. Dies werde dazu führen, dass Millionen von Blog-Einträgen, die in den vergangenen Jahren entstanden seien, gekennzeichnet werden müssten. „Selbst die eine Million Seiten der deutschen Wikipedia müssten durchforstet werden“, sagte Freude. Um sich die Arbeit zu sparen, gebe es nur eine Möglichkeit: „Wikipedia müsste für alle unter 18 Jahren gesperrt werden!“
Dem widersprach Hans Ernst Hanten, Bereichsleiter beim Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, heftig. Es werde auch nicht gefordert, dass beanstandete Seiten in dem Zusammenhang gelöscht werden müssten. Die Anbieter von Blog-Plattformen müssten vielmehr ein Beschwerde-System einrichten, über das die Nutzer eventuelle Verstöße gegen den Jugendschutz mitteilen könnten.
Harald Geywitz von der Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter (FSM) verwies darauf, dass schon heute bestimmte Inhalte gesetzlich verboten seien. Jede Regulierung müsse aber dem Medium Internet gerecht werden. [mg]
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