Wie kann man mit einem Vollprogramm im Fernsehen junge Zuschauer erreichen? Dieses Dauerproblem der öffentlich-rechtlichen Programmanbieter stand auch beim Medientreffpunkt Mitteldeutschland im Mittelpunkt einer Diskussionsrunde.
In dem Panel „Rundfunk – Vielfalt, Zusammenarbeit, Markt“ sprach sich MDR-Intendant Udo Reiter am Mittwoch erneut für einen gemeinsamen Jugendkanal von ARD und ZDF aus. „Mit Berichten über junge Christen in Afrika sind die jugendlichen Zuschauer nicht zu erreichen“, sagte Reiter. ZDF-Justitiar Carl Eugen Eberle wies den Vorschlag als zwar diskussionswürdig, aber „unrealistisch“ zurück. Dafür werde viel Geld gebraucht, das die Politik wohl kaum genehmigen würde, so Eberle.
Sachsen-Anhalts Staatsminister Rainer Robra konnte ihm da nur Recht geben. Schon der Kika habe die jungen Leute nicht an das öffentlich-rechtliche System herangeführt. Spezielle Sender für jede Altersgruppe seien ein Irrweg. „Sie müssen die Jugendlichen im Internet abholen und das Hauptprogramm ansprechend gestalten“, schlug er als Lösungsmöglichkeit vor.
An der Parallelübertragung der „Prinzenhochzeit“ in ARD und ZDF entzündete sich anschließend ein Disput über den Funktionsauftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. VPRT-Präsident Jürgen Doetz bezeichnete die Angelegenheit als unwürdig für den Gebührenzahler. Wenn Eberle davon spreche, dass die treuen ZDF-Zuschauer die Ausstrahlung auch in „ihrem“ Programm erwartet hätten, komme er mit einem schlechten Argument. ARD und ZDF hätten sich lächerlich gemacht.
„Die Kapriolen kommen zur Unzeit, sie erschweren die Diskussion über den 15. Rundfunkänderungsstaatsvertrag“, warnte der Magdeburger Staatsminister Robra. Und sein sächsischer Kollegen Johannes Beermann kritisierte, dass so etwas ja nicht zum ersten Mal passiert sei. „Programmtreue und Demenz scheinen hier eng beieinander zu liegen“, sagte er. Einen Mehrwert, wie ihn die Öffentlich-Rechtlichen zu erbringen hätten, könne er nicht erkennen.
Beermann, der die Arbeitsgruppe Beitragsstabilität der Staatskanzleien leitet, zeigte dagegen Verständnis für den ebenfalls von Doetz kritisierten Erwerb der Fußball-Champions-League-Rechte durch das ZDF. „Die öffentlich-rechtlichen Programme brauchen Quote, sie sind nicht Reiters Reste-Rampe“, betonte er. Solange sich solche Aktivitäten im finanziellen Rahmen bewegten, habe sich die Politik herauszuhalten.
MDR-Intendant Udo Reiter stellte schließlich fest, dass das klassische Vollprogramm – öffentlich-rechtlich wie privat – eine Zukunft hat. „Es wird aber weniger Bedeutung als bisher haben“, sagte er. Parallel dazu würden die Angebote über eine Internet-Plattform per Abruf verbreitet. [ar]
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