Der Export deutscher TV-Serien und Fernsehfilme ist ein hartes Brot. Über die Problematik, andere Länder für den „Tatort“ zu begeistern, diskutierten ARD-Verantwortliche und Produzenten am Mittwoch auf den Medientagen München.
Die steigende Zahl digitaler Spartenkanäle stimuliere Nachfrage und Wettbewerb in diesem Markt, konstatierte Veit Siegenheim, der zum Auftakt der Gesprächsrunde ein Auftragsgutachten von ARD und Produzentenallianz PA vorstellte. Weil der Umsatz zwar auch wachsen werde, mit dem Anstieg des Angebots aber nicht mithalten könne, werde „der Kostendruck für alle steigen“, sagte Siegenheim voraus.
In Folge dieser Entwicklung werde es weniger Eigenproduktionen geben und der TV-Formathandel zulegen – ein „hoch spannender, hoch dynamischer und sehr internationaler Markt“, urteilte Siegenheim. Demnach wird vor allem das erwartete Wachstum kostenpflichtiger Abrufdienste (plus 16,7 Prozent bis 2013) den Vertrieb strukturell beeinflussen. Schon jetzt liege das Marktvolumen für internationale Programmverkäufe bei 15 Milliarden US-Dollar jährlich.
Im Bereich TV und Serien sei Deutschland „ein Importland“: Von 2006 bis 2008 seien 121 Formate importiert, aber nur 37 exportiert worden, hieß es. ZDF-Enterprises-Geschäftsführer Alexander Coridaß machte dafür auch wirtschaftliche Rahmenbedingungen verantwortlich. „Der Wachstumsmarkt in Puerto Rico oder Indonesien mag noch so groß sein, aber niemand hier wird je eine Vorabendserie zu vertretbaren Konditionen dorthin verkaufen“, sagte der Manager.
Große Teile des deutschen Contents seien international nur außerordentlich eingeschränkt vermarktbar, konstatierten auch andere Teilnehmer des Panels.
Was mit deutschen Produktionen in der internationalen Vermarktung möglich sei, werde heute schon voll ausgeschöpft. Jens Richter, Geschäftsführer von SevenOne International, stimmte zu: „Ich bin ein optimistischer Mensch, aber ich glaube nicht, dass dreißig Prozent unseres Umsatzes demnächst aus Asien kommen.“
Jan Mojto, Geschäftsführer von EOS Entertainment, warnte davor, den internationalen Vertrieb deutscher Produktionen schlechter darzustellen als er sei. Aus Deutschland kämen die meisten nicht-amerikanischen Produktionen, die auf dem internationalen Markt funktionierten – insbesondere im nicht-englischsprachigen Ausland. Zudem sei es die Hauptaufgabe deutscher Produzenten immer noch, ein Programm für den deutschen Markt zu machen, sagte Mojto.
Oliver Berben, Geschäftsführer von Moovie the art of entertainment, erläuterte das Problem der Übertragbarkeit deutschen Contents auf internationale Märkte am Beispiel der ARD-Reihe Tatort: „Das sind alles Gesellschaftsstücke, die sich mit diesem Land hier beschäftigen – da wird sich in den nächsten Jahren auch international nichts ändern, was den Verkauf betrifft.“[ar]
Bildquelle:
- Medien_Maerkte_Artikelbild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com