Die Medienbranche steht angesichts der zunehmenden Verschmelzung von Fernsehen und Internet vor großen Herausforderungen. Das wurde am Mittwoch beim Auftaktgipfel der Medientage München deutlich, den wir Ihnen als kompletten Videomitschnitt anbieten.
Beim sogenannten Hybrid-TV können Online-Inhalte und WWW-Videos direkt neben klassische Fernsehprogramme platziert werden. So ziele etwa das neue Angebot von Google TV, das derzeit in den USA in Zusammenarbeit mit dem Unterhaltungselektronik-Riesen Sony vorangetrieben wird (DIGITAL FERNSEHEN berichtete), auf die Fernsehwerbung, erklärte Andreas Bartl, der im Vorstand der ProSiebenSat.1 Media AG für die deutschen Free-TV-Programme des Unternehmens zuständig ist.
Dass die zunehmende Verbreitung von Videos im Internet zur Gefahr für Free-TV-Anbieter werden könnte, machte auch Anke Schäferkordt, Geschäftsführerin der Mediengruppe RTL Deutschland, deutlich. Ihr Unternehmen biete über die weltweit populäre Videoplattform Youtube bewusst keine Inhalte an, um nicht die Markenhoheit über eigene Angebote zu verlieren.
Zu den umstrittenen Themen des Mediengipfels zählte auch das vor allem von Verlagen geforderte Leistungsschutzrecht. Der Burda-Vorstandsvorsitzende Dr. Paul-Bernhard Kallen zeigte ebenso wie Döpfner Unverständnis für die Haltung des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), der ein entsprechendes System ablehnt. Kallen verwies darauf, der BDI kämpfe gegen Patentverletzungen in China, wolle aber zugleich zulassen, dass im Internet Dritte mit fremden Inhalten Geld verdienen könnten.
Philipp Schindler, Managing Director Northern & Central Europe von Google, erwiderte, das deutsche Urheberrecht reiche völlig aus. Mit dem zurzeit diskutierten Modell für ein Leistungsschutzrecht würden zugleich Zitatrecht und Informationsfreiheit gefährdet. Dr. Herbert Kloiber, Geschäftsführender Gesellschafter der Tele München Gruppe, merkte zu der aktuellen Diskussion über das Leistungsschutzrecht an, die Verlage würden sich noch wundern, wie aufwendig und teuer ein System sei, um entsprechende Gebühreneinnahmen zu erzielen und gerecht zu verteilen.
Dass ökonomische Wertschöpfung und gesellschaftliche Werte in einem extremen Spannungsverhältnis stehen können, machte Gipfel-Moderator Helmut Markwort anhand von Beispielen aus Shows und Real-Life-Formaten von RTL deutlich. Was Markwort als „Proleten-TV“ bezeichnete und Boudgoust als „Sozialpornografie“ kritisierte, nannte RTL-Geschäftsführerin Schäferkordt „ein Stück Lebenswirklichkeit“.
Jürgen Doetz, Präsident des Verbandes Privater Rundfunk und Telemedien (VPRT), argumentierte, quotenstarke Massenware trage dazu bei, Qualität zu finanzieren. Ministerpräsident Seehofer forderte in diesem Zusammenhang, Nachrichten und Informationen müssten auch bei Privatsendern Programmbestandteil bleiben. BLM-Präsident Ring verlieh bei dieser Qualitätsdebatte erneut seiner Forderung Nachdruck, für privatwirtschaftliche und öffentlich-rechtliche Anbieter müssten identische Maßstäbe gelten, deren Einhaltung auch von einer zentralen Instanz zu überwachen sei.
Einen Videomitschnitt des kompletten Auftakt-Mediengipfels stellen wir Ihnen hier in Zusammenarbeit mit dem DIGITAL FERNSEHEN TV-Partner messelive.tv zur Verfügung:
[ar]
Bildquelle:
- Medien_Maerkte_Artikelbild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com