Wenn das nunmehr 26. Medienforum NRW am morgigen Dienstag in Köln beginnt, geht die Veranstaltung erstmals gemeinsame Wege mit der Anga Com. DIGITAL FERNSEHEN sprach mit NRW-Medienstaatssekretär Dr. Marc Jan Eumann über die Neuausrichtung des Medienforums und über die Synergien, die man sich von der Kooperation mit der Anga Com verspricht.
Herr Eumann, 26 Jahre Medienforum NRW sind ein Meilenstein den nur wenige Veranstaltungen heutzutage erreichen. Was macht für Sie rückblickend den Erfolg des Medienforums aus?
Marc Jan Eumann: Das Medienforum NRW ist seit mehr als einem viertel Jahrhundert einer der wichtigsten Medienkongresse bundesweit, angesiedelt in NRW als führender Medien- und Kreativstandort in Deutschland und einem der stärksten und erfolgreichen in Europa. Beleg für diesen nachhaltigen Erfolg sind die heute über 25.000 Unternehmen der Medien- und Kommunikationsbranche in NRW. Sie bilden mit ihren aktuell über 400.000 Beschäftigten alle wichtigen Gattungen dieser Branche ab und sind in vielen Bereichen auch die jeweiligen Marktführer bzw. maßgebliche Treiber von Innovationen und Entwicklungen. Das Medienforum war seit Anbeginn eine Plattform, die einmal jährlich die aktuellen Themen, die diese Branche beschäftigen, diskutiert und reflektiert hat, und von der für die Debatte zur Zukunft von Medien und Gesellschaft jeweils wichtige Impulse ausgingen.
Erstmals wird das Medienforum NRW 2014 in Kooperation mit der Anga Com auftreten. Was war der Anlass zu dieser Kooperation?
Eumann: In der Zusammenarbeit von Medienforum und Anga Com haben wir die für den Medienstandort NRW relevanten Branchenperspektiven in einem Kongress mit einem inhaltlich eng aufeinander abgestimmten Programm mit gemeinsamer Eröffnungsveranstaltung verbunden. Vorausgegangen war eine inhaltliche und organisatorische Neuausrichtung des Medienforums im vergangen Jahr. Damit wurde der Kongress noch fokussierter und dialogorientierter und hat inhaltlich die Perspektiven von Medien- und Internetbranche eng verbunden. Zudem fand er parallel zur ANGA COM statt. 2014 haben wir an dieses Konzept angeknüpft und dabei den inhaltlichen Brückenschlag noch weiter gefasst: So wollen wir die Diskussionen über den digitalen Wandel in Medien, Politik und Gesellschaft um die Perspektiven von Technologie, Infrastruktur und Telekommunikation erweitern.
Durch die enge Verzahnung mit der zeitgleich stattfindenden Internet-Konferenz Interactive Cologne und dem anschließenden Webvideopreis haben wir zudem – wie im vergangenen Jahr – die innovativen und kreativen Perspektiven der Netzwelt integriert. Mit diesem ‚konvergenten‘ Gesamtkonzept will NRW seine Rolle als führender Medienstandort und seinen medienpolitischen Gestaltungsanspruch nachhaltig unterstreichen.
Welche Vorteile bringt diese Kooperation für die zahlreichen Besucher beider Veranstaltungen?
Eumann: Neben den beschriebenen erweiterten inhaltlichen Perspektiven, von denen die Besucher von Medienforum und ANGA COM gleichermaßen profitieren werden, sind es auch ganz praktische: Die Besucher können mit einem gemeinsamen Ticket alle Diskussionen und Veranstaltungen der beiden Kongresse besuchen und können dies innerhalb von zwei Tagen vom 20. – 21. Mai (Medienforum) bzw. drei Tagen bis zum 22. Mai (Kongress der Anga Com) mit einem Köln-Besuch tun.
Die Anga Com hat sich mittlerweile zur internationalen Fachmesse entwickelt. Will das Medienforum NRW sich dieser Internationalität anschließen?
Eumann: Wo immer sinnvoll und zielführend, soll das Medienforum wie auch die Anga Com internationale Perspektiven integrieren. Ein wesentlicher Schwerpunkt wird in diesem Jahr allerdings von der Diskussion um die digitale Medienordnung bestimmt. Das ist auf den ersten Blick ein deutsches Thema. Aber unser Anspruch ist es, auch wichtige Impulse für die anstehende Debatte um die Revision der AVMD-Richtlinie zu liefern. Das Zusammenspiel von Anga Com, Interactive Cologne und Medienforum NRW bietet dafür eine konvergente Diskursplattform – im besten Sinne.
Es wurde bereits angekündigt, dass sich das diesjährige Medienforum NRW mit den Auswirkungen der fortschreitenden Konvergenz auf die Medienbranchen beschäftigt. Was wird zu diesem Thema speziell geboten werden, welche Highlights erwarten die Besucher?
Eumann: Die Medienforum NRW steht unter dem Kongressmotto „Next Level Transformation“. Mit anderen Worten: Der technologischen Konvergenz folgt nun die umfassende Transformation von Mediennutzung, von Medienangeboten und Geschäftsmodellen. Vor diesem Hintergrund erwarten wir am Dienstag, den 20. Mai, eine spannende gemeinsame Eröffnungsveranstaltung von Medienforum und Anga Com, die von NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft eröffnet wird. Zum Auftakt diskutiert ein Anga-Com-Podium aus der Perspektive von Breitband, Fernsehen und Online Geschäftsmodelle für die vernetze Medienwelt. Es folgt der Mediengipfel des Medienforum NRW mit Keynotes von WDR-Intendanten Tom Buhrow und dem Vorsitzenden der Geschäftsführung des FAZ-Verlages, Thomas Lindner, zur Bedeutung der digitalen Transformation für ihre Häuser. Beide diskutieren anschließend mit weiteren exponierten Unternehmensvertretern die Folgen der digitalen Transformation von Mediennutzung, Medienangeboten und Geschäftsmodellen für ihre jeweiligen Unternehmensstrategien.
Am Nachmittag treffen sich die Verantwortlichen der deutschen Medien- und Rundfunkpolitik zur Frage der neuen Medienordnung und ich freue mich, dass in Kooperation mit dem Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) und dem Zeitungsverlegerverband NRW (ZVNRW) unter dem Motto „Video First?“ ein Verlagsgipfel am Dienstagnachmittag zu den Bewegtbild- und Digitalstrategien von Verlagen auch diese wichtige Medienbranche wieder exponiert in das Programm des Medienforums integriert wurde. Zukunftsweisende Debatten erwarten wir uns auch vom Entertainmentgipfel am Mittwoch, der in Kooperation mit der Entertainment-Masterclass die Zukunft des Entertainments in Fernsehen, Interactive und Online diskutiert, während gleichzeitig die Anga Com ihre Technik- und Strategiethemen vertieft.
Ein Schwerpunktthema wird auch die Diskussion zur digitalen Medienordnung sein. Welche Ergebnisse versprechen Sie sich hiervon?
Eumann: Diese Diskussion am Dienstagnachmittag wird wichtige Einblicke in den aktuellen Prozess zur Ausgestaltung einer umfassenden Medienordnung gewähren: Über die Eckpunkte einer zukünftigen digitalen Medienordnung werden unter anderem die Chefs der Staatskanzleien aus Sachsen, Dr. Johannes Beermann, und aus Rheinland Pfalz, Jacqueline Kraege, diskutieren. Nach einem Grußwort von Dr. Angelica Schwall-Düren, Ministerin für Bundesangelegenheiten, Europa und Medien des Landes Nordrhein-Westfalen, diskutieren wir die drängenden Fragen der zukünftigen Medienregulierung.
Ich freue mich besonders, dass auch die von den Ländern beauftragten Gutachter Prof. Dr. Wolfgang Schulz vom Hans-Bredow-Institut in Hamburg und Prof. Dr. Winfried Kluth von der Marin Luther Universität Halle ihr Kommen zugesagt haben, um erstmals öffentlich über ihre Perspektiven zu diesem neuen Regelungswerk zu sprechen. Im Anschluss daran vertieft ein gemeinsames Podium von Anga Com und dem Verband Privater Rundfunk und Telemedien (VPRT) die medienpolitische Perspektive mit einer Diskussion zu Regulierungsfragen von Connected TV und Plattformen.
Auch die Weiterentwicklung des VoD-Marktes wird in einem eigenen Panel thematisiert. Wie schätzen Sie aktuell diesen Markt ein, speziell nachdem Amazon im März mit Amazon Instant Video gestartet ist?
Eumann: Ich möchte den Einschätzungen der Teilnehmer an dieser Diskussionsrunde am Mittwochvormittag nicht vorgreifen. Sie haben mit Ihrer Fragestellung schon die hohe Aktualität dieses Themas umrissen: Vor dem Hintergrund der signifikanten Steigerung der Nutzung non-linearer Angebote und dem Markteintritt internationale Player wie Amazon, Apple oder des amerikanischen Streaming-Dienstes Netflix wird es hier um die Herausforderungen und Strategien für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, private Anbieter und die Politik für die weitere Erschließung dieses Marktes unter der Überschrift „Next Next Level TV – VoD vor dem Massenmarkt?“ gehen.
Auch dieses Thema wird im Anschluss von der ANGA COM aufgegriffen, die dann unter dem Motto „Pay TV, OTT und Social TV – Neue Erlöspotenziale oder Umverteilung?“ die wirtschaftliche Perspektive neuer Fernsehangebote diskutiert. Deutlich wird – auch an dieser Debatte – wie sinnvoll es ist, diese Themen aus unterschiedlicher Perspektive zu diskutieren. Kurzum: Ein weiteres Argument für die enge Kooperation. Ich bin allen Beteiligten sehr dankbar, allen voran den erfolgreichen Machern der ANGA COM, dass wir diesen Weg gemeinsam gehen.
Im letzten Jahr hatten Interessenten, die nicht zur Veranstaltung in Köln vor Ort sein konnten, die Möglichkeit sich den Kongress im Internet anzusehen. Wird dies auch 2014 möglich sein?
Eumann: Ja, das wird auch 2014 möglich sein.
Vielen Dank für das Gespräch.[rp]
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