Mit einer Verkaufsfläche speziell für Frauen will eine Filiale des Elektronikhändlers Media Markt in Österreich Kundinnen anlocken. Doch die PR-Idee sorgte zum Start statt für Begeisterung eher für Gelächter und bescherte der Metro-Tochter im Internet wenig schmeichelhafte Resonanz.
Das Objekt der Empörung ist ein Präsentiertisch voll kleiner Elektrogeräte, geschmückt mit zwei Plastikblumen. Darüber schweben rote Banner: „Woman’s World. Speziell für Frauen … und Männer, die Frauen was Gutes tun wollen“. Wer nun ein Sortiment von Vibratoren erwartet, wird enttäuscht. Auf dem Tisch liegen Haartrockner, Waagen, Friteusen und Hightech-Haarentferner. Der Elektrokonzern Media Markt testet die Frauenzone seit kurzem in seinen österreichischen Filialen, um neue Kundinnen zu gewinnen – und löste damit ein Internet-Gewitter aus Belustigung, Ironie und Häme aus.
Bei Twitter führte das Thema zeitweise die Rangliste an. „Frauenzonen? Mario Barth hat wohl nicht gereicht, jetzt zeigt uns der Mediamarkt ohne Umwege, welches Frauenbild er hat“, schreibt ein Mann unter dem Namen Nagumo. Eine Frau namens FuzzyLeapfrog meint: „Frauenzone – Ich bin doch nicht blöd!“ André lästert: „Wie wär’s mal mit einer Kompetenzzone im Mediamarkt?!“
Die Netzgemeinde verspottet besonders den erst von den Medien aufgebrachten Begriff Zone, der früher für die DDR gebräuchlich war. „Darf ich dann auch meinen MANN mit in die Frauenzone beim MediaMarkt mitnehmen?“, fragt jemand. DasDaz polemisiert: „Werden Frauen, welche die Grenze der Frauenzone unaufgefordert übertreten dann auch ohne Vorwarnung erschossen? Wird’s ’ne Mauer geben?“
So dramatisch stellt sich die Woman’s World nicht dar. Etwas versteckt liegt sie zum Beispiel in einem Wiener Media Markt in einer Ecke vor der äußersten Kasse. Unweit von zahllosen Waschmaschinen, Staubsaugern und Regalen voller Bügeleisen. Diese Woman’s World umfasst fünf mal sechs Meter – so viel bekommen einige Schritte weiter drei große Flachbildfernseher für sich.
An moderner Technik kommt auch die interessierte Frau nicht vorbei. Eine Haarbürste lockt zwischen orangefarbenem Granulat-Streusel mit einer „Ionen-Düse, die Millionen aktive Ionen freisetzt, die sich schützend um Ihr Haar legen“. Daneben lauern ein „Anti-Akne-Lichttherapie-Kit“ und ein Gerät für „Hautvergnügen mit Photofacial-Technologie“ für eine dreistellige Summe.
Bei 40 Prozent liegt der Frauenanteil unter den Kunden. Zu wenig, findet Europas größte Elektronikkette. Das neue Verkaufskonzept soll nun in Österreich getestet und bei Erfolg auch in Deutschland eingeführt werden. Für eine erste Bilanz war der österreichische Konzernableger noch nicht zu erreichen.
Wenige Tage nach dem Start verirrten sich am Donnerstagnachmittag kaum Frauen in ihre neue Ecke in Wien. Eine umher schlendernde 25-jährige Studentin findet nach kurzer Begutachtung: „Ist doch okay, mal was anderes hier.“ Die 37-jährige Geschäftsfrau Marianne Bräuer meint dagegen: „So ganz verstehe ich das hier nicht. Ich finde mich auch so zurecht.“
Im Internet spekuliert man derweil munter weiter. „Vielleicht ist das auch ein Ort, um Frauen kennenzulernen“, schreibt eine Frau bei Facebook. „Vielleicht ist die Woman’s World eigentlich für Männer gemacht.“[Andreas Rabenstein]
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