Wenn am Vormittag die Verwaltungsräte des Mitteldeutschen Rundfunks zusammenkommen, geht es vor allem um eine Frage: Wer soll der künftige Intendant des Senders werden? Derzeit sind drei Kandidaten im Rennen um die Nachfolge von MDR-Chef Udo Reiter.
Beim Mitteldeutschen Rundfunk fällt am heutigen Montag aller Voraussicht nach die Vorentscheidung über den künftigen Intendanten. Im MDR-Verwaltungsrat stellen sich drei Bewerber vor: Die stellvertretende Intendantin Karola Wille, der Chefredakteur der „Leipziger Volkszeitung“, Bernd Hilder, und der stellvertretende WDR-Fernsehdirektor Helfried Spitra. Nach der Präsentation will der Verwaltungsrat einen dieser Kandidaten für die Nachfolge von Senderchef Udo Reiter vorschlagen. Der Kandidat braucht bei der Wahl am 26. September im 43-köpfigen Rundfunkrat dann eine Zwei-Drittel-Mehrheit.
Reiter ist seit 20 Jahren Intendant der Anstalt, die für die Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zuständig ist. Er hatte im Mai überraschend seinen vorzeitigen Rückzug angekündigt. Beobachter erwarten eine knappe Entscheidung zwischen Wille und Hilder. Im Verwaltungsrat müssen fünf der sieben Mitglieder für den Kandidatenvorschlag stimmen. Neben diesem Vorschlagsrecht hat der Verwaltungsrat die Aufgabe, die Verwendung der Gebühren zu überprüfen und die Geschäftsführung des Intendanten zu überwachen. Seine Mitglieder werden vom Rundfunkrat gewählt, der sich wiederum aus Angehörigen gesellschaftlich relevanter Gruppen wie Parteien, Verbänden und den Kirchen zusammensetzt.
Der MDR steht derzeit unter großem Druck. In der vergangenen Woche hat der Sender das Verfahren zur fristlosen Kündigung seines Unterhaltungschefs Udo Foht eingeleitet, der in undurchsichtige Finanztransaktionen verwickelt war. Zuvor war ein Millionenbetrug beim ARD/ZDF-Kinderkanal aufgedeckt worden, für den der MDR die Federführung hat.
DIE KANDIDATEN FÜR DAS AMT DES MDR-INTENDANTEN:
Karola Wille (52) wurde in Chemnitz geboren, studierte in Jena und ist seit 1991 beim MDR. 1996 wurde sie juristische Direktorin, seit 2003 vertritt sie auch den Intendanten.
Der in Bückeburg (Niedersachsen) geborene Bernd Hilder (52) begann seine Laufbahn beim damaligen Sender Freies Berlin. Ende der 80er Jahre wurde er Hörfunk-Korrespondent in Washington, später in Mexiko-Stadt. Nach 13 Jahren bei der ARD übernahm er 1995 die Chefredaktion der „Schaumburger Nachrichten“. Im Jahr 2000 wurde er Chefredakteur des „Göttinger Tageblattes“, seit 2003 steht er an der Spitze der „Leipziger Volkszeitung“.
Helfried Spitra (53) wurde in Rumänien geboren und war in Deutschland zunächst als freier Filmemacher tätig. Von 1992 bis 2001 arbeitete er beim MDR – zunächst als Redakteur in der Hauptabteilung Politik und Zeitgeschehen und später als Programmchef für die Bereiche Kultur und Wissenschaft. Danach wechselte er zum WDR und wurde dort 2008 Hauptabteilungsleiter Zentrale Aufgaben und stellvertretender Fernsehdirektor. [dpa/ar]
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