Erst nach vier Wahlgängen stand das Ergebnis fest: Der Chefredakteur der „Leipziger Volkszeitung“ und frühere ARD-Hörfunkkorrespondent Bernd Hilder (52) soll nach dem Willen des MDR-Verwaltungsrats neuer Intendant des Senders werden.
Auf diesen Vorschlag einigte sich das Gremium am Montag nach mehrstündigen Beratungen, wie der Verwaltungsratsvorsitzende Gerd Schuchardt am Abend mitteilte. Erst im vierten Wahlgang sei die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit der sieben Verwaltungsratsmitglieder erzielt worden.
Die offizielle Wahl des Nachfolgers von Senderchef Udo Reiter im Rundfunkrat ist für den 26. September geplant – dort ist eine Zwei-Drittel-Mehrheit der anwesenden Mitglieder nötig; das Gremium hat 43 Mitglieder.
Zuvor hatten sich drei Kandidaten im Verwaltungsrat vorgestellt – neben Hilder die stellvertretende Intendantin Karola Wille und der stellvertretende WDR-Fernsehdirektor Helfried Spitra. Reiter ist seit 20 Jahren Intendant der Dreiländeranstalt und hatte im Mai seinen vorzeitigen Rückzug bis Jahresende angekündigt (DIGITAL FERNSEHEN berichtete).
In seiner Präsentation stellte Herr Hilder laut Mitteilung des MDR seine Vorstellungen zur Weiterentwicklung der Programme und der Organisation im digitalen Zeitalter vor. Er betonte insbesondere die Notwendigkeit trimedialer Angebote (Fernsehen, Hörfunk, Online).
Hilder wurde in Bückeburg (Niedersachsen) geboren und studierte Rechts- und Politikwissenschaften in Freiburg. 1982 wurde er freier Journalist, später Redakteur beim damaligen Sender Freies Berlin. Ende der 80er Jahre ging er als Hörfunk-Korrespondent nach Washington, später berichtete er für die ARD mit Sitz in Mexico-City über Lateinamerika und die Karibik.
Nach 13 Jahren bei der ARD übernahm Hilder 1995 die Chefredaktion der „Schaumburger Nachrichten“. Im Jahr 2000 wurde er Chefredakteur des „Göttinger Tageblattes“, seit 2003 steht er an der Spitze der „Leipziger Volkszeitung“. Außerdem ist Hilder in der Jury des Theodor-Wolff-Preises und seit März 2010 Sprecher des Deutschen Presserats. Er ist parteilos, verheiratet und hat zwei Kinder.
Der MDR steht derzeit unter großem Druck. In der vergangenen Woche hat der Sender das Verfahren zur fristlosen Kündigung seines Unterhaltungschefs Udo Foht eingeleitet, der in undurchsichtige Finanztransaktionen verwickelt war und gegen den die Staatsanwaltschaft wegen Betrugs und Untreue ermittelt. Zuvor war ein Millionenbetrug beim ARD/ZDF-Kinderkanal aufgedeckt worden, für den der MDR die Federführung hat. [dpa/ar]
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