Bautzen – Ein 39-jähriger Mann steht seit Dienstag wegen Computerbetrugs vor dem Amtsgericht. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Internethändler vor, etwa 1 000 manipulierte Premiere-Decoder verkauft zu haben.
In Bautzen hat der Betrugsprozess gegen einen Internethändler begonnen. Dem Mann wird vorgeworfen zwischen den Jahren 2005 und 2008 über das Internet in fast 1 000 Fällen manipulierte Empfangstechnik verkauft zu haben, mit der der illegale, kostenlose Empfang von Premiere und anderen Bezahl-Sendern möglich war.
Durch die Geschäfte soll der Mann rund 137 000 Euro eingenommen haben. Ein Großteil des Geldes ist inzwischen beschlagnahmt worden. Der Internethändler räumte einem Bericht der „Sächsischen Zeitung“ zufolge ein, die Technik zwischen 2005 und 2008 über Ebay oder seinen Internet-Shop verkauft zu haben. „Allerdings war da nichts Verbotenes dran“, sagte der gebürtige Bautzener. Die Geräte die seinen Laden verlassen hätten, seien nicht zum illegalen Empfang von Bezahl-Sendern geeignet gewesen.
Jedoch seien Manipulationen durch Dritte möglich gewesen – wie bei Empfängern anderer Anbieter auch. „Wie das geht, findet man überall im Internet“, verteidigte sich der Angeklagte.
Die Staatsanwaltschaft geht aber davon aus, dass der gelernte Elektrotechniker selbst seine Kunden mit der verbotenen Software versorgt hat. So warb der Händler „Auch Premiere ist möglich“, „Alles ist immer mit dabei“ oder „Gratis-Service per Email“. Der Angeklagte bestritt eine solche Auslegung seiner Werbung.
Premiere-Nachfolger Sky sieht das aber anders. „In diesem Fall haben wir selbst recherchiert und danach Strafanzeige gestellt“, sagte Sky-Vertreter Michael Jachan der Zeitung. Ein Testkäufer hatte der Polizei ein Modul übergeben und von einem Spezialisten überprüfen lassen. Dieser sagte vor Gericht: „Das Gerät hatte alle Dateien drauf, um damit kostenlos Premiere und andere Bezahl-Sender schauen zu können“.
Die Verteidigung erwiderte, der Testkäufer habe das Gerät selbst manipuliert. Notfalls will der Rechtsanwalt des Angeklagten alle 972 Käufer als Zeugen nach Bautzen vorladen lassen. Auch die Kunden des Angeklagten müssen sich verantworten. Sie erwartet ein Betrugsverfahren samt Bußgeld.
In dem Prozess um eine Schadenssumme von insgesamt 137 000 Euro drohen dem Angeklagten mehrere Jahre Haft. Auf jeden einzelnen Fall von Computerbetrug stehen bis zu drei Jahre. Für das Verfahren sind drei Verhandlungstage angesetzt, drei Sachverständige sind geladen. [mw]
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