Im Ringen ums Gendern beziehungsweise eine geschlechtergerechte Sprache überlässt der Bayerische Rundfunk (BR) künftig die konkrete Praxis seinen einzelnen Programmverantwortlichen.
Eine einheitliche Vorgabe für oder gegen den Genderstern oder die Nennung männlicher und weiblicher Varianten gibt es nicht. Allerdings finden neue allgemeine Grundsätze des öffentlich-rechtlichen Senders zu angemessener Sprache fortan Beachtung.
Die BR-Redaktionen können damit künftig in Sendungen und im Netz etwa das Gendersternchen in „Hörer*innen“ verwenden. Ebenso möglich sind neutrale Formulierungen wie „Publikum“ statt „Zuschauer“. Zugleich gibt es keine Verpflichtung dazu oder zu anderen konkreten Varianten.
BR-Intendatin Katja Wildermuth sagte im Rundfunkrat der ARD-Anstalt: Die Geschäftsleitung habe sich nach einem Jahr Evaluation erneut mit dem Thema geschlechtergerechte Sprache befasst. Das sei auch mit Blick auf Erfahrungen anderer Medienhäuser geschehen.
1 Jahr übers Gendern evaluiert, Ergebnis: „Macht’s, wie ihr wollt“
Der BR veröffentlichte in seinem Intranet vier allgemeine Grundsätze zur künftigen Sprachregelung: Ziel sei eine geschlechtergerechte und diskriminierungsfreie Sprache. Betont wird zugleich: „Oberste Maxime der Sprachpraxis bleibt die Publikums-Orientierung“, mit teils unterschiedlichem Publikum je nach Angebot und Ausspielweg.
„Zudem gilt das Primat der Verständlichkeit“, heißt es drittens. „Die Wahrnehmung eines Inhalts sollte nicht von der Diskussion um die verwendete Sprache überlagert werden“. Das Fazit als vierter Punkt: „Es gibt angesichts der Angebotsvielfalt fortan keine einheitliche Vorgabe im BR. Die Sprachverwendung soll verständlich und mit Blick auf die jeweilige Zielgruppe, den Ausspielweg und das Format angepasst werden.“
Die seit Februar amtierende Wildermuth hatte in der aufgeheizten Debatte damals zunächst angekündigt, im Sender bis Jahresende Erfahrungen sammeln zu wollen. Das Thema war gleich in der ersten Sitzung des Rundfunkrates mit Wildermuth sehr umstritten gewesen – so wie auch beim BR-Publikum und innerhalb der ARD-Anstalt.
Bisher hatte im BR nach einer Entscheidung der Senderspitze gegolten, vorerst vor allem auf geschlechtsneutrale Formulierungen zu setzen. Neue Formen einer gendergerechten Sprache sollte man bis auf wenige Ausnahmen einzelner Sendungen zunächst nicht nutzen. Der 50-köpfige Rundfunkrat ist das Aufsichtsgremium der viertgrößten ARD-Anstalt.
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