Auf der CeBIT im Jahr 2008 zeigte LG eine Weltneuheit: das KB620-TV, ein Handy, das über einen integrierten DVB-T-Empfänger verfügte. Es sollte eine Alternative zum mobilen Fernsehen über DVB-H sein. Aber weder das eine noch das andere war erfolgreich.
Das DVB-T-Handy der Südkoreaner war eine kleine Sensation, denn niemand konnte sich so richtig erklären, wie LG damals den DVB-T-Tuner integriert hat. Die Fachwelt staunte über die Akkuleistung des Handys, denn alle bis dato gezeigten Lösungen rund um das mobile Fernsehen scheiterten daran, dass die Akkus ziemlich schnell schlapp machten.
Das KB620-TV kam im Mai 2008 auf den Markt, kurz vor dem Start der Fußball-Europameisterschaft. Dann sollte auch DVB-H seinen Probebetrieb aufnehmen. Beides kam – und ging wieder. DVB-H scheiterte an der Uneinigkeit der öffentlich-rechtlichen und privaten Programmanbieter, wie das mobile TV-Angebot schlussendlich auszusehen habe. Dem ging zudem ein Ritt durch die Instanzen der Landesmedienanstalten vorher, denn die Lizenzen für das bundesweite DVB-H-Angebot mussten auf Länderebene vergeben werden.
Und auch das DVB-T-Handy von LG fand keine Nachahmer. Vielleicht störte die herausziehbare Antenne, vielleicht lag es am kleinen Display mit einer Bildschirmdiagonalen von 2 Zoll. Verließ man darüber hinaus eine DVB-T-Region, musste unter Umständen ein Suchlauf vorgenommen werden, weil in der neuen Region die Sender andere Frequenzen nutzen; ganz abgesehen von Versorgungslücken zwischen den DVB-T-Gebieten.
Heute sind aus Handys Smartphones geworden und mit Tablets ist eine neue Produktfamilie entstanden. Die Displays sind größer und besitzen eine höhere Auflösung. Sicherlich müsste man heute auch nicht mehr auf ausziehbare Antennen zurückgreifen und Handover-Technologien ersetzen den Suchlauf. Trotzdem spricht viel dagegen, dass DVB-T auf mobilen Endgeräten zum Einsatz kommt: Die Mobilfunker sehen es lieber, wenn ihre Netze anstatt die der Rundfunker genutzt werden. Alles was die Produktion von Smartphones und Tablets verteuert, wird von den Samsungs und Apples dieser Welt schlichtweg abgelehnt. Letztendlich trägt der Austritt der Mediengruppe RTL Deutschland aus der DVB-T-Verbreitung nicht gerade zu deren Attraktivität bei.
In der Rubrik DIGITAL INSIDERvor 5Jahrenblickt dieRedaktiondes Branchendienstes einmal imMonat aufThemenzurück, dieseinerzeitdie Branche bewegt haben.WährendmancheEntwicklungen bisheute nichtsvon Ihrer Relevanzeingebüßthaben,entlarvt unsereRückschau auchTotgeburten undverfehlteErwartungen.Den DIGITALINSIDER können Sieunter diesem Link abonnieren.DIGITAL INSIDER vor 5 Jahren
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