
München – Die Rückkehr des Leo Kirch nimmt gewaltigere Formen an als bislang bereits bekannt. Nun hat er auch den UEFA Cup und die Champions League im Visier. Das Kartellamt soll die Ermittlungen bereits aufgenommen haben.
Anlass für die Untersuchungen soll laut Informationen des „Deutschlandradios“ Kirchs Beteiligungsgrad am Medienkonzern EM Sport Media sein. Es wird gemutmaßt, dass der Medienmogul mit einem geschickt eingefädeltes Aktientauschgeschäft die Sperrminorität erreicht hat. Sollte sich dieser Verdacht bestätigen, müsste Kirch den Deal rückgängig machen.
Wie bei Kirch nicht anders zu erwarten, fanden die Tauschgeschäfte wieder im Hintergrund über Strohmänner und Beteiligungsfirmen statt, so dass eine Rekonstruktion äußerst schwer fällt. Deutlich wird jedoch vor allem eines: Kirch strebt mit aller Macht zurück in den Sportrechtemarkt.
Im Zentrum des neuen Kirch-Geflechts stehen Kirchs Firma KF 15, das Medienunternehmen „EM Sport Media“ und die Schweizer „Highlight Communication“. Im Rahmen eines komplizierten Aktientauschgeschäfts soll sich Kirch weitere Unternehmensanteile gesichert und nebenbei noch 35 Millionen Euro eingenommen haben.
Dem Radiosender zufolge kontrolliert Kirch mittlerweile fast 38 Prozent an der Highlight Communication, welche über ihre „Agentur Team“ für die Vermarktung der Champions League und des UEFA Cups zuständig ist. Dazu kommen noch 17 Prozent an der EM Sport Media, zu der das Deutsche Sportfernsehen (DSF) und die Internetseite Sport1 zählen. Neben diesen journalistischen Medien ist auch die renommierte Produktionsfirma „Plazamedia“ unter dem Dach von EM Sport Media zu finden. Plazamedia produziert bereits jetzt die Bundesliga und soll wohl in einer noch mit der DFL zu gründenden Tochterfirma ab 2010 das komplette TV-Live-Programm erstellen. Auch hier prüft das Kartellamt bereits, in wieweit dieser Plan zulässig ist. Die Vermarktungsrechte an der Bundesliga hält Kirch übrigens auch über seine KF 15-Tochter Sirius Sport Media.
Kirch hat also neben der Bundesliga auch noch die zwei weiteren für den deutschen TV-Markt relevanten Fußball-Ligen fest im Blick. Dazu kommt eine Produktionsfirma sowie zwei Abnehmer für die TV-Rechte. Dies sieht nach einer effektiven Verwertungskette für die Sportrechte aus, Kirch strebt mit aller Macht zurück ins Sport-Business – und das, obwohl der noch vor wenigen Jahren eine der größten Pleiten der Nachkriegsgeschichte mit sieben Milliarden Euro Schulden hingelegt hatte. Offenbar war Kirch geschickt genug, sein Privatvermögen zu retten, darunter laut „Deutschlandradio“ Immobilien in Berlin, München und auf Rügen sowie Konten in Steueroasen wie der Schweiz und Liechtenstein. [lf]
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