Das Publikum der Öffentlich-Rechtlichen ist mit den Sendern gealtert, doch die Versuche von ARD und ZDF, auch die Jugend anzusprechen, scheitern regelmäßig. Laut der ehemaligen Fernsehdirektorin des Bayerischen Rundfunks sind diese Bemühungen ohnehin nutzlos.
Seit Jahren versuchen ARD und ZDF sich auch für ein junges Publikum interessant zu machen. Mit dem geplanten gemeinsamen Jugendkanal, der vor allem online stattfinden soll, ist bereits das nächste Projekt weit fortgeschritten. Dabei sind sämtliche Bemühungen unnötig, wie Bettina Reitz, ehemalige Fernsehdirektorin des Bayerischen Rundfunks (BR), findet: „Die Jugend ist inzwischen längst von amerikanischen Angeboten ‚erzogen‘ worden – und das öffentlich-rechtliche Fernsehen hat sie verloren“, so Reitz gegenüber der „Zeit“.
Insgesamt stellt sie ihrem ehemaligen Arbeitgeber kein gutes Zeugnis aus und zeichnet ein düsteres Bild von der Zukunft für die Öffentlich-Rechtlichen: „Wird der Abgrund nicht überbrückt, dann wird das System auseinanderbrechen.“ Die Jugend ziehe es vermehrt in die digitalen Medien, vor allem Streaminganbieter wie Netflix oder Amazon stünden in der Gunst der Kinder und Jugendlichen vor ARD und ZDF.
Harte Kritik äußerte Reitz auch an den langwierigen Entscheidungsprozessen im Ersten, außerdem fehle eine Gesamtstrategie, was auch die Einbindung der Jugend verhindert habe.
An den jüngsten Entscheidungen ist das Problem erkennbar: So wurde der „Musikantenstadl“ komplett neu gestaltet, um als „Stadlshow“ die Jüngeren mit ins Boot zu holen, ohne das alte Publikum zu verprellen – was aber überhaupt nicht funktionierte und der Sendung die schlechteste Quote aller Zeiten bescherte. [buhl]
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