
Hamburg – Die HD DVD ist zwar Geschichte, doch jetzt fängt die Arbeit für die Blu-ray-Gruppe erst richtig an. DIGITAL FERNSEHEN sprach mit Michael Langbehn, Sprecher der Blu-ray Group Deutschland, über den notwendigen Strategiewechsel und die Konkurrenz aus dem Online-Bereich.
DIGITAL FERNSEHEN: Glückwunsch, Herr Langbehn! Die Blu-ray Disc hat sich gegen die HD DVD durchgesetzt, Toshiba wird sein Format nun offiziell nicht weiter unterstützen. Wie haben Sie den Siegeszug der Blu-ray Disc nach dem Warner-Wechsel erlebt?
Michael Langbehn: Die Entscheidung von Warner war sehr erfreulich für uns und sicherlich der Startschuss für den Endspurt. Viele Filmstudios und Händler sind dem Beispiel Warner gefolgt und haben gleich angekündigt, sich nur noch auf Blu-ray zu konzentrieren.
DF: Nach mehreren Jahren steht das Blu-ray-Lager damit vor einer völlig neuen Situation. Welche Strategie fahren Sie jetzt, um den Massenmarkt zu entwickeln?
Langbehn: Zuerst muss die breite Masse über die Möglichkeiten, die die Blu-ray Technik bietet, informiert werden. Die Mitglieder der Blu-ray Group Deutschland bieten bereits attraktive Blu-ray Bundels an, die den Kunden den Einstieg in die blaue Welt erleichtern. Zusätzlich konzentrieren wir uns darauf, auch im B2B Bereich aufzuklären. Jetzt geht es darum, auch kleinen Software- und Filmherstellern zu helfen, das Potenzial der Blu-ray vollständig auszuschöpfen.
DF: Wann rechnen Sie mit einem deutlichen Anziehen der Verkaufszahlen von Playern und Blu-ray-Scheiben?
Langbehn: Die Konsumenten können sich endlich sicher sein, mit der Blu-ray auf die richtige Zukunftstechnologie zu setzen. Wir sind daher überzeugt, dass die Verkaufszahlen sehr schnell steigen werden.
DF: Wie gelingt es Blu-ray der DVD-Nachfolger zu werden und nicht nur eine Alternative?
Langbehn: Dass sich die Konsumenten hochauflösendes Fernsehen wünschen, zeigt bereits der Absatz der entsprechenden Fernsehgeräte. Doch ein Flachbildschirm allein reicht für High Definition nicht aus. Die richtigen Inhalte sind zwingend notwendig. Und hier gibt es zu Blu-ray nun keine Alternative mehr. Unsere Aufgabe ist es,den Verbraucherndie brillante Bildqualität der Full HD Fernseher zusammen mit Blu-ray Filmen genauvor Augen zu führen- am besten direkt am Verkaufsregal. Denn dort entscheiden sich die Verbraucher für ihr Lieblingsprodukt.
DF: Was werden die Hersteller nun unternehmen, um Blu-ray-Player neben der Playstation 3 attraktiv zu machen?
Langbehn: Die Playstation 3 und Blu-ray Player unterscheiden sich vor allem dadurch, dass Sie unterschiedliche Zielgruppen ansprechen. Die Playstation 3 Besitzer sind in erster Linie Konsumenten, die neben Gaming auch an Mediacenter-Funktionen der PS3 interessiert sind. Darüber hinaus gibt es viele jetzige DVD Nutzer, die sich zukünftig eher für einen reinen Blu-ray Player interessieren werden. Wir gehen davon aus, dass sich die PS 3 und die Blu-ray Player anderer Hersteller deshalb nicht kannibalisieren werden.
DF: Toshiba hat sich bisher mit den vielseitigeren Stand-Alone-Playern schmücken können. Wann werden bei reinen Blu-ray-Playern alle interaktiven Features möglich sein, die bereits bei HD DVD Standard waren?
Langbehn: Blu-ray Player, die seit dem 1. November 2007 auf dem Markt erscheinen, verfügen bereits über das Profil 1.1 – auch unter dem Namen Bonus View bekannt. BD Live ist der nächste Schritt in der Entwicklung. Panasonic zum Beispiel hat bereits den Player BD 50 für den amerikanischen Markt angekündigt, der das Profil 2.0 erfüllen wird.
DF: Zuletzt wurden mehrfach Stimmen laut, die ein Ende der Scheibe als Filmmedium ausriefen. Warum sollten Ihrer Meinung nach Online-Downloads die Blu-ray-Disc in den kommenden Jahren nicht ersetzen?
Langbehn: Online-Downloads sind keine Neuerfindung. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass die User noch nicht in großer Zahl auf diese Möglichkeiten zurückgreifen oder gar nicht erst die technischen Vorraussetzungen dafür haben. Darüber hinaus hat die Blu-ray Disc als Speichermedium großes Potenzial. Wir sind überzeugt, dass Blu-ray auf Dauer für jeden Nutzer attraktiv sein wird.
DF: Vielen Dank für das Gespräch.[lf]
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