Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) hat sich dafür ausgesprochen, die Präsenz von Politikern in den Gremien von ARD und ZDF zu reduzieren
„Ich halte die starke Präsenz der Politik in diesen Gremien ganz und gar nicht für einen Vorteil, sondern eher für ein Handicap“, sagte er dem Nachrichten-Magazin „Der Spiegel“.
Sie führe bei den Politikern zu einer Zögerlichkeit, ihre Erwartungen an die Sender zu artikulieren. Er selbst würde es daher nicht bedauern, „wenn man sich zu einer Reduzierung dieser Präsenz entschließen könnte“. Lammert kritisierte die „anschwellende Flut“ von Politik-Talkshows in der ARD scharf. „Sie simulieren nur politische Debatten. In Wahrheit benutzen sie Politik zu Unterhaltungszwecken“, sagte er.
Inzwischen würden mehr Sendeminuten von Talkshows ausgestrahlt als der Parlamentsberichterstattung im Sonderkanal Phoenix eingeräumt werde. „Mich stört die Abstinenz bei authentischer und der Übereifer bei simulierter politischer Auseinandersetzung.“ Der Bundestagspräsident forderte die Sender auf, ein Programm zu gestalten, „das nicht auf eine möglichst hohe Quote zielt“. Es müsse den Programmverantwortlichen zu denken geben, „dass die Öffentlich-Rechtlichen diesen Quotenwettbewerb offenkundig nicht gewinnen“.
Er habe „mit besonderer Freude registriert, dass die Fernsehübertragung der aktuellen Stunde im Falle Guttenberg nachmittags einen höheren Marktanteil erreicht hat als der von Öffentlich-Rechtlichen und Privaten gemeinsam veranstaltete Nicht-Ausscheidungswettbewerb mit Lena über einen deutschen Eurovisionsbeitrag im Abendprogramm wenige Tage zuvor“.
Lammert lobte in dem Magazin die aktuelle Japan-Berichterstattung der öffentlich-rechtlichen Sender. „Das, was dort in den letzten Tagen geleistet wurde, ist durchaus bemerkenswert – und es bildet eben genau jene Kernkompetenz öffentlich-rechtlicher Sender ab, die ihren besonderen Status begründen.“
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