Als Vizekanzler Willy Brandt im August 1967 im Rahmen der 25. Internationalen Funkausstellung (IFA) den Start des Farbfernsehens für die Bundesrepublik Deutschland einläutete, befand sich der Berliner Fernsehturm nur wenige Kilometer vom Messegelände entfernt noch mitten in seiner Bauphase.
Die Arbeiten am Fundament hatten zwei Jahre zuvor, im August 1965, begonnen. Etwas mehr als zwei Jahre nach Brandts historischem Knopfdruck war es dann auch für die Bevölkerung Ostberlins so weit: am 3. Oktober 1969 weihte Walter Ulbricht den Berliner Fernsehturm feierlich ein und gab das Startsignal für das Farbfernsehen in der DDR.
Vor 55 Jahren kamen anfangs nur wenige Zuschauer in den Genuss der beiden Farbfernsehkanäle, deren Programm täglich lediglich einige Stunden füllte. Mit der steigenden Verbreitung von Fernsehgeräten wuchs auch das Angebot an Sendern und Sendungen, das vom Fernsehturm gesendet wurde. Bis zum Mauerfall 1989 war Berlin nicht nur durch eine innerdeutsche Grenze, sondern auch medial durch zwei verschiedene technische Standards für die Fernsehübertragung geteilt – PAL im Westen und SECAM im Osten.
In der Nacht vom 14. Dezember 1990 stellte der Berliner Fernsehturm seine Sendetechnik auf PAL um, sodass nun im gesamten Stadtgebiet die gleiche Technik zum Einsatz kam. Im November 2002 begann mit dem Berliner Fernsehturm die bundesweite Umstellung von analogem auf digitales Fernsehen DVB-T. Seit März 2017 versorgt der Fernsehturm Berlin mit hochauflösenden DVB-T2 HD-Signalen. Aktuell werden über den Berliner Fernsehturm 44 digitale TV-Programme, 82 digitale Radio-Programme sowie 19 analoge Radio-Programme übertragen.
„Die Bezeichnung ‚Fernsehturm‘ wird seiner Bedeutung als Berlins wichtigster Funkstandort eigentlich nicht gerecht. Tatsächlich kann der Fernsehturm viel mehr als ‚nur‘ Fernsehen“, so Bruno Jacobfeuerborn, Geschäftsführer Deutsche Funkturm. „Er versorgt die Region mit verschiedensten modernen Funkdiensten.“ Dazu zählen analoges und digitales Radio, Richtfunkverbindungen u. a. für Mobilfunk und Internet, Behördenfunk, Diensten für das Internet of Things (IoT) und 5G, sowie Funknetze für Unternehmen wie die Berliner Verkehrsbetriebe oder den Deutschen Wetterdienst.
Die Deutsche Funkturm stellt den Ausbau der Infrastrukturen für die deutschen Mobilfunkanbieter, Rundfunksender, Betreiber von Richtfunkstrecken sowie für die Funknetze von Behörden und weiteren Institutionen sicher. Das Unternehmen wurde 2002 als Tochter der Deutschen Telekom gegründet und hat seit 2023 die amerikanische DigitalBridge und die kanadische Brookfield als zusätzliche Eigentümer.
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