Ungarische Intellektuelle sind trotz der versöhnlichen Töne der Regierung in Budapest weiter besorgt über das neue Mediengesetz. Sie sprechen von Zensur und einem Verstoß gegen EU-Normen.
„Das Ziel des Gesetzes ist die Selbstzensur“, sagte der Schriftsteller und Professor Miklos Haraszti am Dienstag in Brüssel. Er nahm dort an einer Anhörung der Liberalen-Fraktion im Europaparlament teil. Haraszti vertrat die Ansicht, das Gesetz beinhalte totalitäre Elemente. „Das Thema Pluralismus spielt keine Rolle mehr“, sagte er wörtlich.
Der Datenschutzexperte und Professor Laszlo Majtenyi beanstandete vor den Parlamentariern, das Gesetz in seiner Gesamtheit entspreche nicht den EU-Normen. Auch die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) bekräftigte in einem Brief an die Liberalen-Fraktion ihre Besorgnis. Der Schriftsteller György Konrad sandte ein Schreiben, in dem er vor einer schwerwiegenden Zensur warnte.
Die für Medien zuständige EU-Kommissarin Neelie Kroes bekräftigte während der Anhörung, das Gesetz scheine im Widerspruch zur EU-Richtlinie über audiovisuelle Mediendienste zu stehen. Unter anderem habe sie Zweifel bezüglich ausländischer Medien: „Nach dem Ursprungslandprinzip sind die Anbieter nur in dem Land zur Rechenschaft zu ziehen, in dem sie ihren Ursprung haben.“ Auch schienen ihr bestimmte Regeln weit gefasst, da sie auch für On-Demand-Anbieter wie etwa „einfache Videoblogger“ gälten.
Die EU-Kommssion erarbeitet derzeit ein Rechtsgutachten zum neuen Mediengesetz. Es wird aber erst in einigen Monaten fertiggestellt sein. Ein genauer Termin wurde noch nicht genannt. [mw]
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