Kritische Berichterstattung nicht gewünscht: Nachdem sich die Krimtartaren negativ über die von Russland vollzogene Annexion der Krim geäußert haben, haben die russischen Behörden den einzigen TV-Sender der Minderheit nun vom Netz genommen.
Ungeachtet der Kritik von Menschenrechtlern haben die russischen Behörden den einzigen Fernsehsender ATR der tatarischen Minderheit auf der Halbinsel Krim vom Netz genommen. Es habe trotz mehrerer Anträge keine neue Lizenz gegeben, beklagte der private Sender am Mittwoch in Simferopol. Zugleich wurden ein Kinderkanal und zwei Radiofrequenzen abgeschaltet, die zur Medienholding ATR gehören. Die islamisch geprägte Gemeinschaft der Krimtataren hatte die Annexion der Krim durch Russland vor einem Jahr verurteilt.
Der ukrainische Kulturminister Wjatscheslaw Kirilenko kritisierte den Sendestopp. Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) in Göttingen warf den russischen Behörden Diskriminierung vor. Auf der Schwarzmeerhalbinsel leben rund 300 000 Krimtataren. Unter Sowjet-Diktator Josef Stalin war die ethnische Minderheit 1944 deportiert worden. Ab Ende der 1980er Jahre kehrten viele in ihre frühere Heimat auf die Krim zurück.
Menschenrechtler von Amnesty International hatten zuvor zunehmenden Druck der Behörden auf unabhängige Medien auf der Krim kritisiert. Denis Krivosheev von Amnesty sprach von einem „eklatanten Angriff“ auf die Pressefreiheit, der als administrative Maßnahme getarnt sei. [dpa/fm]
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