Die geplante Pay-TV-Fusion in Polen nimmt konkrete Formen an. Das komplizierte Wechselspiel mit zahlreichen Beteiligten ist dabei allerdings erst auf den zweiten Blick durchschaubar.
Wie der Medienkonzern ITI am Mittwoch mitteilte, soll das hauseigene Tochterunternehmen ITI Neovision als Betreiber der Pay-TV-Plattform „N“ mit der Canal-Plus-Plattform Cyfra+ verschmelzen. ITI erhalte im Gegenzug Anteile am Gemeinschaftsunternehmen. Durch die strategische Partnerschaft entstünde ein führendes landesweites Angebot mit einem Stamm von über 2,5 Millionen Abonnenten. Geld werde dabei nicht fließen, hieß es.
Der französische Medienriese Canal Plus, der zuletzt als Käufer für die 56,21-prozentige Beteiligung der ITI Group an TVN gehandelt worden war, soll im Rahmen des Fusionsgeflechts mit einer „relevanten Minderheitsbeteiligung“ bei N-Vision einsteigen. Dabei handelt es sich um die Mutterfirma der Polish Television Holding (PTH), die im Gegenzug 51-prozentige Mehrheitseigentümerin von TVN ist.
Die Vivendi-Tochter Canal Plus wird im Gegenzug die Option eingeräumt, die verbleibenden Kontrollanteile von ITI an TVN zu übernehmen. Das sei allerdings frühestens im Bilanzjahr 2016/2017 geplant, wenn sich TVN von seiner drückenden Schuldenlast von umgerechnet rund 450 Millionen Euro befreit habe, berichtete die polnische Tageszeitung „Rzeczpospolita“.
Mit der Verschmelzung wollen sich Canal Plus und ITI/TVN eine bessere Ausgangslage im Wettbewerb mit dem Marktführer Cyfrowy Polsat verschaffen, der aktuell rund 3,5 Millionen Haushalte mit Bezahlfernsehen via Satellit beliefert. Alle Plattformen setzen für die Verbreitung ihrer Programmangebote auf die Eutelsat-Orbitalposition 13 Grad Ost.
Cyfra+ und „N“ setzen derzeit bereits auf die parallele Verbreitung einzelner Kanäle. Dabei wird per Simulcrypt das Problem der unterschiedlichen Verschlüsselungssysteme beseitigt. Cyfra+ setzt auf Nagravision, „N“ auf die konkurrierende Conax-Lösung. [ar]
Bildquelle:
- Medien_Maerkte_Artikelbild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com