Im Kampf um Anerkennung im Quoten-Wettrennen steht der deutsche Pay-TV-Anbieter Sky oftmals als der vermeintliche Verlierer da. Der Start der „Harald Schmidt Show“ im Programm von Sky hat es jüngst wieder bewiesen. Dabei wird aber all zu oft übersehen, dass für Sky eben andere Kriterien gelten, als fürs werbefinanzierte Free-TV.
Nach seinem Aus im Programm von Sat.1 ist Late-Night-Talker Harald Schmidt zum deutschen Pay-TV-Anbieter Sky gewechselt. Mit Spannung wurde die erste Sendung am 4. September erwartet, am nächsten Tag brach dann das Quoten-Gewitter los: 20 000 Zuschauer bei Sky Hits, für Sky Atlantic HD wurde ein Wert von 0,00 Millionen ausgegeben, da die AGF die Quote nicht erfassen konnte.
Die Aufregung in den Medien war dementsprechend groß. Kaum war Feuilleton-Liebling Schmidt bei Sky auf Sendung, interessierten sich plötzlich alle großen Tageszeitungen für die Einschaltquoten des Pay-TV-Anbieters. Die Schlagzeilen waren dabei im Grunde alle gleich. Von enttäuschender Leistung, dem Quotenkeller, einem absoluten Flop und kaum messbarem Interesse war die Rede. Eine vernichtende Kritik jagte förmlich die nächste. Dabei geriet nicht nur Dirty Harry in die Schusslinie, sondern auch Sky selbst.
Dabei wird allerdings all zu leicht vergessen – oder auch übersehen – dass die klassische Quotenmessung der AGF nur einen Teil der Sky-Angebote erfasst. So wird das lineare Pay-TV-Programm des Anbieters zwar berücksichtigt, die Zuschauer, die das Sky-Angebot über Sky Go, Sky Anytime oder auch in Sky Sportbars und Hotels verfolgen, fallen bei der Messung aber unter den Tisch.
Dabei ist es gerade der mobile Dienst Sky Go, der sich immer größerer Beliebtheit erfreut. So stieg die Zahl der Kunden-Logins von 1,3 Millionen im zweiten Quartal 2011 auf mittlerweile 6,9 Millionen im gleichen Zeitraum 2012. Bei der AGF-Messung spielen diese Zahlen aber keine Rolle. Gleiches gilt beispielsweise für Sportbars, wo mitunter eine Vielzahl von Menschen vor einem einzigen TV-Bildschirm sitzt.
Zudem muss bei der Beurteilung der ausgewiesenen Marktanteile berücksichtigt werden, dass auf die 4900 deutschen Haushalte, die die Basis für die AGF-Quotenmessung bilden, nur etwa 300 über ein Sky-Abonnement verfügen. Für eine zuverlässig repräsentative Hochrechnung eine nahezu verschwindend geringe Anzahl, die mitunter zu hohen Schwankungen und höheren Messungenauigkeiten führen kann. Das trifft dabei nicht nur auf die „Harald Schmidt Show“ zu, sondern beinahe auf alle Formate, die im Portfolio des Pay-TV-Anbieters laufen.
Da die Reichweite von Sky ohnehin nur unvollständig abgebildet wird, sind die AGF-Quoten für den Pay-TV-Anbieter auch keine relevante Größe für Programmentscheidungen. Von weitaus größerer Bedeutung sind dagegen die Abonnentenzahlen, der Umsatz pro Kunde, die Kündigungsquote und natürlich die Kundenzufriedenheit. Über die muss sich der Medienkonzern aus Unterföhring wohl kaum Sorgen machen: Im zweiten Quartal 2012 konnte Sky eine Programmzufriedenheit von 91 Prozent verbuchen, die Weiterempfehlungsbereitschaft lag bei 85 Prozent. Zahlen, die dem Pay-TV-Anbieter und seinem Konzept trotz vermeintlich schwacher Quote Recht geben.
Im werbefinanzierten Free-TV ist die Zuschauerzahl dagegen ein entscheidendes, wenn nicht gar das entscheidende Kriterium für die Programmgestaltung. Wo die Quote nicht stimmt, fliegen Formate ganz schnell aus dem Programm – oftmals leider völlig unabhängig von der Qualität der Sendung. Gerade diese Unabhängigkeit ist es jedoch, die für viele Zuschauer den Reiz des Bezahlfernsehens ausmacht. Ein Pay-TV-Angebot muss nur in seiner Gesamtheit einen Massenmarkt bedienen und kann dabei im Einzelnen auch Formaten und Konzepten eine Plattform bieten, die zunächst nur ein ausgewähltes Klientel ansprechen. Würde man bei Sky aus Quotensicht argumentieren, wäre sicherlich auch der HBO-Seriensender Sky Atlantic HD nie entstanden. [Frances Monsheimer]
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