Die Bundesregierung steckt weitere Millionen in den Breitbandausbau, Kritiker befürchten eine weitere Investition in die Vectoring-Technologie der Telekom. Helmut Kohl, Präsident des Verbandes Telecom e.V., fordert mehr Wettbewerb, sieht aber den Bonner Konzern an einem neuen Monopol arbeiten.
Der Breitbandausbau bleibt im Blickpunkt. Vor allem die Diskussion über den zukunftsträchtigsten Weg ebben nicht ab. Während von Industrie und Kabelnetzbetreibern Glasfaser bevorzugt wird, hält die Telekom weiter am Vectoring fest. Die jüngst beschlossene weitere Förderung durch die Bundesregierung in Höhe von knapp 2,1 Milliarden Euro droht laut den Vectoring-Kritikern wieder nur bei der kupferbasierten Lösung der Bonner zu landen, anstatt in Glasfaser direkt ins Gebäude (FTTB) oder die Wohnung (FTTH) zu investieren.
„Die Politik darf nur FTTB/H fördern und muss diese Förderung für alle diejenigen vorantreiben, die Glasfaser ausbauen wollen“, fordert auch Helmut Kohl, Präsident des Verbandes Telecom e.V., im Gespräch mit der DF-Schwesterpublikation DIGITAL INSIDER die Politik auf, klar zu Glasfaser Stellung zu beziehen. Zumal eine Förderung des Vectoring laut der EU-Kommission verboten ist, wenn kein fairer Wettbewerb garantiert sei, so Kohl. Auch die Bundesnetzagentur müsse die Telekom zu mehr Mitnutzung ihrer Infrastruktur bis hin zur wirkungsvollen Entbündelung der Glasfaser zwingen.
Die Bereitschaft der Bundesnetzagentur, scheinbar auch auf sanften Druck der Regierung, der Telekom die alleinige Verfügung über die Hauptverteiler zugunsten des Vectoring zu überlassen, hat ebenfalls zu harter Kritik geführt. Zwar fordert auch Kohl vom Bonner Telekommunikationsunternehmen den Ausbau von FTTH sowie einen unbehinderten und ungedämpften Wettbewerb.
Jedoch glaubt der Präsident des Telecom e.V.: „Sie wird das ignorieren und an einem neuen technischen Monopol weiterbauen.“ Auch erhebt er Vorwürfe gegenüber der Telekom: „Unter der Hand wird sie zugestehen: Der Politik sind glücklicherweise die Zusammenhänge zu kompliziert, als dass sie uns zur zielgerechten und -konformen Verwendung der Mittel gesetzlich zwingen würde. (…) Die Politiker erkennen gar nicht: Erst bauen wir nicht aus, sondern versprechen viel und halten nichts, und dann machen die Bürger schon so viel Druck wegen der wachsenden Bandbreitenbedarfe und der Unterversorgung, auch wegen der drohenden Digitalen Spaltung, dass die Politik alte Monopole wieder haben will, weil das so viel einfacher ist.“
Das komplette Interview mit Helmut Kohl lesen Abonnenten in der werktäglichen Business-to-Business-Publikation DIGITAL INSIDER, die es im Abo unter Heftkaufen.de und per Mobile-App für iOS und Android gibt. [buhl]
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