Ex-Premiere-Chef Georg Kofler hat im Zuge der Ermittlungen der Börsenaufsicht BaFin gegen den Vorgänger der Bezahlplattform Sky am Mittwochnachmittag die von ihm verfolgte Niedrigpreis-Strategie verteidigt.
„Premiere hat während meiner Amtszeit stets korrekt berichtet“, ließ Kofler über sein Büro mitteilen und wiederholte damit frühere Aussagen gegenüber der Wirtschaftszeitung „Handelsblatt“ (DF berichtete). Die von der BaFin bemängelten Finanzberichte der Jahre 2007 und 2008 seien erst ein halbes Jahr beziehungsweise ein Jahr nach dem Ausscheiden von Georg Kofler erstellt und veröffentlicht worden.
„Kofler konnte diese Berichte also inhaltlich weder beeinflussen noch hat er sie zu verantworten“, hieß es in der Erklärung. Die Tätigkeit für Premiere sei bereits zum 31. August 2007 erloschen, bereits in der ersten Augusthälfte habe Kofler die Geschäfte an seinen Nachfolger Michael Börnicke übergeben.
Dennoch schließe sich Kofler „der Auffassung der Sky Deutschland AG an, die die Feststellungen der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) für unzutreffend hält“, teilte sein Büro mit. Der Manager verwies ferner darauf, dass sämtliche Finanzberichte während meiner Amtszeit in Zusammenarbeit mit führenden Wirtschaftsprüfungsgesellschaften bewertet und erstellt sowie von diesen uneingeschränkt testiert worden seien.
„Die Vorwürfe möglicher Tricksereien sind absolut haltlos“, echauffierte sich Kofler. Dass es bei der Bilanzierung nach IFRS gerade bei komplizierten Transaktionen unter Bilanzfachleuten zu unterschiedlichen bilanzrechtlichen Würdigungen kommen kann, sei nicht ungewöhnlich. Dies könne „aber nicht als bewusstes oder gar vorsätzliches Fehlverhalten operativ tätiger Vorstände gewertet werden“. Kofler: Arena-Deal sicherte Fortbestand von Premiere
Bei der bilanziellen Bewertung des sogenannten Arena-Deals zur Wiedererlangung der Bundesligarechte hätten Vorstand und Aufsichtsrat von Premiere ihre kaufmännische Sorgfaltspflicht besonders ernst genommen und das Vertragswerk gleich von zwei renommierten Wirtschaftsprüfern abklopfenlassen (Ernst & Young, KPMG).
Kofler: „Hätten wir den Arena-Deal auf dieser Basis nicht abgeschlossen, müsste ich mir heute vermutlich ganz andere Vorwürfe anhören. Wahrscheinlich hätte es Premiere dann nicht mehr gegeben. Und das hätten dann alle Aktionäre zu Recht monieren können.“
Nachdrücklich wischte der ehemalige Premiere-Chef auch Vorwürfe über geschönte Abonnentenzahlen vom Tisch. Die Plattform habe stets das Ziel verfolgt, Pay-TV als Massenprodukt zu etablieren. Dabei habe das Unternehmen „bewusst in Kauf genommen, Abonnements mit niedrigen oder sehr niedrigen Jahresumsätzen zu akzeptieren“, was in den ausgewiesenen Umsätzen pro Abonnement (ARPU) auch öffentlich dokumentiert worden sei. „Als Vorreiter der Digitalisierung des Fernsehens musste Premiere ja dafür sorgen, dass möglichst viele Menschen erst einmal die Chance bekamen, das Programm zu sehen und kennenzulernen. Nach wie vor stehe ich dazu, dass dies damals die richtige Marketing- und Vertriebsstrategie war.“
Durch die 2008 von Rupert Murdochs Vertrautem Mark Williams vorgenommene Neuklassifizierung der Abonnentenstruktur habe sich „weder am Umsatz noch am Ergebnis von Premiere ein Cent geändert“, betonte Kofler. Von sogenannten Luftbuchungen, die in manchen Medienberichten und Kommentaren unterstellt werden, könne daher keine Rede sein. „Jeden Euro, der während meiner Amtszeit ausgewiesen wurde, hat Premiere auch erwirtschaftet“, schloss der Medienunternehmer seine Ausführungen. [ar]
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