Die evangelische Kirche hat sich im Vorfeld einer RTL-Sendung dem Sender Respektlosigkeit vorgeworfen. In der Sendung „Das Medium“ will eine „Hellseherin“ Kontakt mit dem verstorbenen Ex-Ministerpräsident Uwe Barschel aufnehmen.
Der nordelbische Bischof Gerhard Ulrich sagte am Samstag den „Lübecker Nachrichten“: „Das, was ich über die angekündigte Sendung höre und lese, ist eine Respektlosigkeit in mehrfacher Hinsicht: Eine Respektlosigkeit gegen über den Angehörigen und der Familie des Verstorbenen, eine Respektlosigkeit gegenüber dem Toten selbst.“
Der kirchliche Würdenträger sagte, er persönlich wolle nicht richten über die Motive der Witwe, bei der Sendung mitzuwirken. Er fürchte aber, dass Freya Barschel dort „für die Befriedigung von Sensationsgelüsten“ benutzt werde.
RTL will am 31. Oktober um 19.05 Uhr eine 45-minütige „Emotainment-Doku“ als Pilotsendung für mögliche weitere Folgen ausstrahlen. Einer von drei Fällen soll den ungeklärten Tod des Kieler Ex-Ministerpräsidenten Uwe Barschel behandeln. Barschel war unter dubiosen Umständen 1987 tot in der Badewanne eines Genfer Hotels gefunden worden.
Ulrich findet es unerhört, dass RTL die Sendung am Reformationstag ausstrahlen will. „Es ist eine Respektlosigkeit gegenüber allen Menschen, die glauben und gewiss hoffen, dass sie über den Tod hinaus aufgehoben sind im Frieden Gottes“, so Ulrich. „Es ist eine Störung dieses Friedens, was der Sender da plant.“
Auch die Politik hat sich inzwischen eingeschaltet. Der medienpolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Kieler Landtag, Peter Eichstädt, forderte eine strenge Überprüfung durch die zuständige Landesmedienanstalt. „Dieses Format ist ein weiterer Beweis, dass die Privaten ohne jede Scham mit Geschmacklosigkeit Quote machen wollen.“ Rolf Fischer, kirchenpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, sagte: „Was RTL hier vorhat, ist absoluter Quatsch.“ CDU-Landesgeschäftsführer Daniel Günther findet die Sendung „vollkommen niveaulos“, und warnte zugleich davor, ihr im Vorfeld zu viel Aufmerksamkeit zu verschaffen. [mw]
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