Den zweiten Tag in Folge tagt am heutigen Mittwoch das Münchner Oberlandesgericht im milliardenschweren Schadenersatzverfahren des vor gut 100 Tagen verstorbenen Leo Kirch gegen die Deutsche Bank. Zwei weitere ehemalige Bank-Manager müssen in den Zeugenstand.
Der Kirch-Prozess ist mit der Befragung des früheren Chefs der Dresdner Bank, Bernd Fahrholz, weitergegangen. Der Manager sollte Auskunft über zwei Treffen von Gläubigerbanken der Kirch-Gruppe am 14. Februar 2002 geben. Da Fahrholz jedoch an keiner der beiden Sitzungen in Frankfurt und München teilgenommen hatte, konnte der damalige Chef der Dresdner Bank nur wenig beitragen und gab wieder, was der Vertreter der Bank ihm nach dem Treffen in Frankfurt berichtet hatte. Ebenfalls am Mittwoch sollte mit dem ehemaligen Vorstand der HypoVereinsbank, Stefan Jentzsch, noch ein Teilnehmer der Sitzung vernommen werden.
Am gestrigen Dienstag wehrte sich der frühere Deutsche-Bank-Chef Rolf Breuer erneut gegen Vorwürfe, er oder die Bank hätten die Milliarden-Pleite des Kirch-Konzerns im Jahr 2002 zu verantworten. Kirch, der am 14. Juli starb, hatte zeitlebens Breuer und der Bank die Schuld am Untergang seines Lebenswerks gegeben. Der zähe Streit vor Gericht geht auch ohne Kirch weiter, der Ausgang ist weiter offen und wird Anwälte und Richter noch lange beschäftigen.
Beide Seiten konnten für sich kleine Erfolge verbuchen. Für den Verdacht, die Fragen in einem Interview mit Breuer Ende Februar 2002 – Wochen vor der Kirch-Pleite – seien abgesprochen gewesen, gebe es keinerlei Hinweise, meinte das Gericht. Breuer hatte in dem vielbeachteten Interview die Kreditwürdigkeit der Kirch-Gruppe angezweifelt. Breuer hatte die Äußerungen zuletzt bedauert und das Interview als „Unfall“ bezeichnet. Das Gericht bezweifelt aber weiter, ob das Interview tatsächlich ein „Unfall“ gewesen sei. Zudem sieht das Gericht weitere Widersprüche in der Darstellung der Bank.
Erneut wurde Breuer zur Vorgeschichte der spektakulären Pleite im Jahr 2002 befragt, vor allem dazu, ob es vor dem Zusammenbruch der weitverzweigten Kirch-Gruppe Absprachen etwa über mögliche Käufer für ein Aktienpaket am Verlagshaus Axel Springer gab, das die Deutsche Bank als Pfand für einen Kredit an Kirch hielt. Breuer wies den Verdacht zurück, es habe vor einem hochkarätigen Treffen beim damaligen Kanzler Gerhard Schröder (SPD) am 27. Januar 2002 Absprachen etwa mit dem damaligen Chef der WAZ-Gruppe, dem mittlerweile verstorbenen Erich Schumann, über den Umgang mit den Springer-Anteilen gegeben.
Auf dem Treffen selbst sei unter anderem über die schwierige finanzielle Lage Kirchs gesprochen worden. Die Teilnehmer des Treffens hätten natürlich gerne gehört, dass die Deutsche Bank einen Beitrag leisten würde. „Ich habe mich insoweit zugeknöpft verhalten“, sagte Breuer. Auch der mögliche Verkauf von Teilen der Kirch-Gruppe sei durchaus Thema gewesen.
Neben Breuer musste in der ersten Sitzung nach dem Tod Kirchs auch der frühere Chef der HypoVereinsbank (HVB), Albrecht Schmidt, aussagen. Er sollte über zwei Bankentreffen Auskunft geben, auf denen am 14. Februar 2002 verschiedene Gläubiger-Banken der Kirch-Gruppe einmal auf Einladung der Deutschen Bank und einmal auf Einladung von Kirchs Taurus-Holding über die Lage des Medienkonzerns gesprochen wurde. Schmidt war allerdings bei keinem der beiden Treffen dabei.
Auch am Donnerstag geht der Prozess weiter. Danach soll am 14. November auch die Verlegerin Friede Springer dem Gericht Auskunft geben. [dpa/js]
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