Ein Interview mit dem früheren Deutsche-Bank-Chef Rolf Breuer spielt einezentrale Rolle im milliardenschweren Drama um die Pleite von Leo Kirch. Das Oberlandesgericht will herausfinden, ob es Teil eines Plans war. Nein, sagen die beteiligten Journalisten.
Keine Absprachen, kein Plan: Hinter dem Interview des ehemaligen Deutsche-Bank-Chefs Rolf Breuer zur finanziellen Lage Leo Kirchs steckte nach Aussagen der beteiligten Journalisten kein Plan. „Das Thema habe ich völlig selbstständig abgefragt“, sagte der damalige Reporter von Bloomberg TV, Michael Storfner, am Mittwoch am Oberlandesgericht München.
Das Interview von Februar 2002 ist ein zentraler Teil des Milliardendramas um die Kirch-Pleite. Einen Tag nach der Ausstrahlung am 4. Februar berichtete die „Financial Times Deutschland“ in großer Aufmachung über das Interview – und löste damit eine enorme Welle von Berichterstattung aus.
Breuer hatte in dem Gespräch am Rande des Weltwirtschaftsforums in New York die Kreditwürdigkeit Kirchs angezweifelt. Das damals schon schwer angeschlagene Medienimperium Kirchs war Wochen nach dem Interview zusammengebrochen. Kirch wirft Breuer und der Deutschen Bank vor, die Pleite seines Konzerns verschuldet zu haben.
Dazu habe auch das Interview beigetragen. Die Kirch-Seite vermutet, dass die Bank Kirch in die Enge treiben wollte, um anschließend am Umbau und der möglichen Zerschlagung des Unternehmens zu verdienen.
Das Gericht ging vor allem der Frage nach, ob die Fragen zum Thema Kirch bei dem Interview möglicherweise abgesprochen gewesen sein könnten. Storfner sagte aus, er habe sich vor dem Gespräch, das am 3. Februar in einem New Yorker Hotel aufgezeichnet wurde, vorbereitet. Dabei habe er auch Meldungen über die schwierige finanzielle Lage Kirchs gesehen und sich eine entsprechende Notiz gemacht, um eine Frage dazu zu stellen, falls am Ende des Interviews noch Zeit sei.
Auch der damalige stellvertretende Büroleiter von Bloomberg TV in Frankfurt, Andreas Scholz, sagte, das Thema Kirch habe in den Vorbesprechungen mit der Deutschen Bank keine Rolle gespielt. Scholz hatte in den Wochen vor dem Gespräch mit der Bank die Themen abgesteckt, ohne aber konkrete Fragen vorzulegen. „Das Thema Kirch habe ich nicht angefragt. In meinen Gesprächen hat es keine Rolle gespielt“, sagte Scholz. Auch die Bank hat stets zurückgewiesen, dass das Thema Kirch abgesprochen worden ist.
Breuer hatte die Äußerungen zum Thema Kirch in dem Verfahren zuletzt als „Unfall“ bezeichnet und beteuert, dass er diese Aussagen heute nicht noch einmal so machen würde. Scholz sagte, dass sich die Bank während des Gesprächs oder kurz nach dem Gespräch nicht kritisch geäußert habe. Erst später habe sich der damalige Bank-Sprecher Detlev Rahmsdorf über eine Textfassung beschwert.
Scholz betonte, dass ein Verzicht auf die Ausstrahlung des Interviews nur denkbar gewesen wäre, wenn der Sprecher während des Gesprächs oder kurz danach eingeschritten wäre. Das sei aber nicht passiert. [Sebastian Raabe]
Bildquelle:
- Medien_Maerkte_Artikelbild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com