Bald jährt sich zum zehnten Mal das Interview, in dem der damalige Deutsche-Bank-Chef Rolf Breuer die Kreditwürdigkeit von Leo Kirch in Abrede stellte. In seiner eigenen Bank war vielen schon viel früher das Milliardendarlehen an den Medienunternehmer nicht geheuer.
Eine Antwort auf die Frage, ob der ehemalige Deutsche-Bank-Chef Rolf Breuer vor Gericht gelogen hat, ist auch der vierte Verhandlungstag im Strafprozess vor dem Münchner Landgericht schuldig geblieben. Der Vorsitzende Richter steht Anträgen der Staatsanwaltschaft skeptisch gegenüber.
Zeugen können oder wollen sich nicht daran erinnern, was Breuer wusste, als er vor fast zehn Jahren in einem Interview die Kreditwürdigkeit des Medienunternehmers Leo Kirch heftig anzweifelte. Nur eines wurde am Montag deutlich: Schon lange, bevor der Kirch-Konzern pleite ging, bereitete das Milliardendarlehen, das die Deutsche Bank ihm gewährt hatte, einer Menge Leute Unbehagen. Gegen den Willen des Vorstands unter der Führung Breuers konnten sie sich jedoch nicht durchsetzen.
„Niemand mochte den Kredit“, sagte der heutige Risikovorstand der Deutschen Bank, Hugo Bänziger. Er saß 1998, als die Deutsche Bank Kirch ein mit dessen Anteilen am Springer-Verlag besichertes Milliardendarlehen gewährte, im Kreditausschuss. Der sprach sich gegen den Kredit aus. Die Verschuldung sei vier- bis viereinhalb Mal so hoch gewesen wie der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen. „Das ist für ein Medienunternehmen sehr viel“, unterstrich ein Kreditanalyst die Zweifel am Konzern. Dennoch überstimmte der Vorstand das Votum des Kreditausschusses und hielt unbeirrbar an dieser Entscheidung fest.
Warum, und was Breuer an Details wusste, blieb auch am Montag im Dunkeln. In dem Verfahren geht es aber genau darum zu klären, ob Breuer in einem der vielen Zivilverfahren, die der im Sommer verstorbene Medienunternehmer Leo Kirch nach der Pleite seines Konzerns gegen Breuer und die Deutsche Bank anstrengte, gelogen hat. Breuer hatte damals ausgesagt, er habe Informationen über Kirchs finanzielle Lage lediglich den Medien entnommen. Das hält die Staatsanwaltschaft für unwahr. Kirch hatte zeitlebens Breuer und die Bank für den Zusammenbruch seines Imperiums verantwortlich gemacht.
Die Staatsanwaltschaft dringt darauf, mehrere Zeugen zu befragen, die über Breuers Informationsstand von 1998 an berichten sollen. Außerdem will sie den genauen Inhalt eines Treffens zwischen Breuer, Kirch und dessen Vize Dieter Hahn im März 2001 klären. Dabei soll es um die Intensivierung der Geschäftsbeziehungen zwischen Kirch und der Deutschen Bank gegangen sein. Ein Vorstoß, dem die Verteidigung, aber auch das Gericht mit Verständnislosigkeit begegnen. Ein Gespräch am Mittwoch soll Klärung bringen, ob gegen die Ausweitung des Verfahrens doch verzichtet werden kann. [Karin Finkenzeller/ar]
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