Kirch-Prozess geht auch nach Tod des Medienmoguls weiter

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Der Konflikt zwischen Leo Kirch und der Deutschen Bank ist auch nach dem Tod des Medienmoguls nicht beendet. Am 18. August startet nun das Strafverfahren wegen versuchten Prozessbetrugs gegen den früheren Deutsche-Bank-Chef Rolf Breuer.

Dabei wollen die Staatsanwälte umfangreiche Indizien präsentieren, um nachzuweisen, dass Breuer vor Gericht die Unwahrheit gesagt hat, berichtete das „Manager Magazin“ vorab aus seiner am Freitag erscheinenden Ausgabe. Breuer hatte am 5. November vor dem Oberlandgericht München ausgesagt „keinerlei spezifische Kenntnisse“ zum Kirch-Engagement der Deutschen Bank gehabt zu haben. Die Staatsanwaltschaft will dagegen über Belege verfügen, wonach Breuer intensive Einblicke in die Thematik gehabt habe.
 
So sei Breuer etwa Ende 2001 auf einer Sitzung des Kreditausschusses der Bank anwesend gewesen, auf welcher der Risikomanager und heutige Deutsche-Bank-Vorstand Hugo Bänziger deutlich auf Risiken bei dem Kirch-Engagement hingewiesen habe, so das Blatt. Weiterhin präsentieren die Staatsanwälte den Recherchen zufolge ein Schreiben des Bundesaufsichtsamts für das Kreditwesen vom September 2001. In diesem verlangten die Kontrolleure vom Vorstand der Deutschen Bank detaillierte Auskünfte über die Kreditbeziehungen zu Kirch. EineKopie des Briefs sei von Breuer gegengezeichnet und mit einem Vermerk zur Weiterleitung an Kollegen versehen worden, hieß es.

Breuers Verteidiger, der Düsseldorfer Strafrechtler Sven Thomas (63), hält die Vorwürfe laut dem Bericht für „substanzlos“. Zwar habe Breuer als Vorstandssprecher gewisse Kenntnisse über Kirch gehabt, räumte Thomas ein. Dies sei den Richtern aber auch bekannt gewesen. Seine Aussage vor Gericht habe lediglich klargestellt, dass er keine darüber hinausgehenden Informationen besessen habe. 
 
Hintergrund ist der Rechtsstreit um den Zusammenbruch des Kirch-Imperiums. Breuer hatte in dem Interview Anfang 2002 die Kreditwürdigkeit Kirchs angezweifelt, Wochen später war dessen finanziell bereits zum damaligen Zeitpunkt schwer angeschlagener Medienkonzern zusammengebrochen. Laut Thomas sei Breuers Kenntnisstand zum Zeitpunkt des Interviews veraltet und daher nicht relevant gewesen, so das „Manager Magazin“ weiter.
 
Kirch warf Breuer und der Deutschen Bank dagegen vor, ihn unter anderem mit dem Interview in die Pleite getrieben zu haben. Breuer hatte 2003 vor Gericht ausgesagt, seine geäußerten Zweifel an der Kreditwürdigkeit Kirchs basierten ausschließlich auf Medienberichten. Da aber zumindest Teile von des Kirch-Konzerns Geschäftsbeziehungen zur Bank unterhielten, hält die Staatsanwaltschaft diese Aussage für „bewusst wahrheitswidrig“. Breuer und die Bank hatten diesen Vorwurf bereits im Vorfeld zurückgewiesen (DIGITALFERNSEHEN.de berichtete). [frt]

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  1. AW: Kirch-Prozess geht auch nach Tod des Medienmoguls weiter Gut so . Auf Zeit spielen hat der Deutschen Bank nichts gebracht.
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