Der geplante 800 Millionen Euro schwere Vergleich zwischen der Deutschen Bank und den Erben des Medienunternehmers Leo Kirch steht nach Medienberichten vor dem Scheitern. Auch ein neues Gutachten sorgt für Irritationen.
Nach Informationen des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ zeichnet sich im Vorstand der Bank eine klare Mehrheit gegen den Kompromissvorschlag ab. Dort überwiege die Sorge, ein Vergleich könne Klagen von Aktionären nach sich ziehen, berichtete das Nachrichtenmagazin. Die Führung der Bank erwäge zudem, die Aktionäre in der Hauptversammlung über einen möglichen Vergleich abstimmen zu lassen.
In jedem Fall verzögere sich der Vergleich um weitere zwei bis vier Wochen, berichtete die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ in ihrer Samstagsausgabe unter Berufung auf beteiligte Kreise. Die „Süddeutsche Zeitung“ meldete am gleichen Tag unter Hinweis auf Finanzkreise, die Zustimmung der Deutschen Bank zu einem Vergleich sei „so gut wie ausgeschlossen“. Das Kreditinstitut wollte die Berichte zunächst nicht kommentieren.
In der Montag-Ausgabe berichtet das Münchner Blatt unter Berufung auf Verhandlungskreise, die Erben Kirchs beharrten auf dem mit der Deutschen Bank besprochenen Schadenersatz. Einen deutlich geringeren Betrag werde die Kirch-Seite nicht akzeptieren. Sollte die Deutsche Bank die 812 Millionen Euro nicht zahlen, dann werde auf allen Ebenen weiter gestritten.
Ein Sprecher der Kirch-Seite wollte sich am Sonntag nicht zu den Berichten äußern. Beide Seiten hätten Stillschweigen vereinbart. Der scheidende Bankchef Josef Ackermann und Kirchs Erben hatten laut verschiedenen Medienberichten ins Auge gefasst, den zehn Jahre währenden Streit um Schadensersatz beizulegen. Kirch, und seit dessen Tod im Juli 2011 seine Erben, kämpfen seit dem Untergang des Medienimperiums 2002 um Schadenersatz.
Der damalige Deutsche-Bank-Chef Rolf Breuer hatte Anfang Februar 2002 in einem Fernsehinterview Kirchs Kreditwürdigkeit in Zweifel gezogen. Wochen später war Kirchs Firmengeflecht, zu dem außer dem TV-Konzern ProSiebenSat.1 und dem Bezahlsender Premiere auch eine 40-Prozent-Beteiligung am Springer-Verlag gehörte, am Ende. Der Medienunternehmer überzog Breuer und die Bank mit Prozessen.
Laut „Spiegel“ gibt es ein bisher unbekanntes Gutachten des Wirtschaftsprüfers Pricewaterhouse Coopers (PwC) im Auftrag des Oberlandesgerichts München zu einem anderen Gerichtsverfahren um die Insolvenz der Kirch-Gruppe. Das Gutachten komme zu dem Schluss, dass die Mediengruppe zum Zeitpunkt des umstrittenen Breuer-Interviews bereits überschuldet war. [Andreas Hoenig/ar]
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