Kaum überraschend: Wenige Wochen nach der Abschaltung des illegalen Filmportals kino.to ist am Montagabend eine Kopie online gegangen. Wer hinter dem neuen Angebot steckt, ist nicht bekannt. Die Ähnlichkeiten sind aber offenkundig.
Die neue Website hat augenscheinlich das gleiche Layout und verlinkt wie der Vorgänger zu aktuellen Filmen und Dokumentationen, die auf anderen Servern liegen und per Stream angesehen werden können. Auf der Startseite verspotten die Macher Medienindustrie und Staat: „Denkt ihr wirklich ihr könnt uns stoppen nur weil ihr haufenweise Geld habt?“ Am Dienstagvormittag war die Website teilweise nicht zu erreichen.
Ermittler hatten im Juni mehrere Betreiber von kino.to festgenommen, Konten und Luxusautos beschlagnahmt und die Website gesperrt. Sie bezeichneten die Plattform kino.to als „hochkriminelles und profitorientiertes System“ (DIGITALFERNSEHEN.de berichtete). Das Portal wurde zusammen mit mehreren so genannten Streamhostern, bei denen die auf den Portalen verlinkten Raubkopien abgelegt sind, vom Netz genommen.
Das Auftauchen des neuen Portals sei nicht überraschend, erklärte die Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen (GVU), die im Auftrag von Unternehmen und Verbänden der Film- und Unterhaltungssoftware-Branche arbeitet. Allerdings sei das Portal trotz der äußerlichen Ähnlichkeit nicht mit dem Vorgänger zu vergleichen, sagte GVU-Sprecherin Christine Ehlers der Nachrichtenagentur dpa: „Durch den Zugriff der Generalstaatsanwaltschaft Dresden sind auch die Server der großen Hoster beschlagnahmt worden, daher ist der Bestand an Videos deutlich kleiner“. Zudem habe kino.to eine hohe Stabilität gehabt.
Ob die GVU gegen das neue Angebot vorgeht, ist noch offen. Man werde beobachten, ob es eine „kritische Größe“ überschreite, sagte Ehlers. Mehrere Portale hätten bereits vergeblich versucht, sich als Nachfolger von kino.to zu etablieren.
Die Dresdner Staatsanwaltschaft prüft unterdessen, ob es eine Verbindung zwischen kino.to und dem neuen Portal gibt. Die Ähnlichkeit lasse diesen Schluss zu, sagte Sprecher Wolfgang Klein dem Radiosender MDR Info. Man werde im Zuge der Ermittlungen gegen die ursprünglich Beschuldigten prüfen, ob es andere, bislang unbekannte Personen beteiligt gewesen seien. Notfalls würden die Ermittlungen ausgeweitet.
Update 17.04 Uhr: Weitere Einzelheiten ergänzt[ar]
Bildquelle:
- Medien_Maerkte_Artikelbild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com