Nach dem Schlag der Behörden gegen das Internet-Portal kino.to rechnet die Filmindustrie in Deutschland mit der Entstehung ähnlicher Plattformen.Der Großteil der festgenommenen Drahtzieher bleibt unterdessen weiterhin in Haft.
„Es ist zu vermuten, dass Nachfolger in Erscheinung treten werden“, sagte die Sprecherin der Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen (GVU), Christiane Ehlers, am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa. Wegen des Verdachts der illegalen Verbreitung von Spielfilmen wurden am Mittwoch bei einer bundesweiten Razzia die Geschäftsräume des Betreibers von kino.to durchsucht und 13 Beschuldigte festgenommen, wie die Generalstaatsanwaltschaft Dresden mitteilte.
Die Streaming-Plattform kino.to sei „das mit Abstand bekannteste illegale Angebot“ gewesen, sagte Ehlers. Es sei zu erwarten, dass das Vorgehen der Behörden „eine gewisse Erschütterung in der illegalen Szene bewirken“ werde. Die Geschäftsmodelle solcher Angebote seien aber offenbar so lukrativ, dass auch in Zukunft mit ähnlichen Plattformen zu rechnen sei. Die Bereitstellung von illegalen Filmkopien schade aber vor allem auch kleinen Produktionsfirmen, die mit Hilfe von Krediten ihre Filmidee verwirklicht und dann endlich ins Kino gebracht hätten.
Unterdessen wurde bekannt, dass einen Tag nach der bundesweiten Razzia gegen das Filmportal 12 der 13 Festgenommenen weiter in Haft sind. Eine Person sei freigelassen worden, nach einem weiteren Beschuldigten werde noch gesucht, sagte am Donnerstag der Sprecher der Dresdener Generalstaatsanwaltschaft, Wolfgang Klein.
Insgesamt werde gegen 21 Personen ermittelt, sagte Klein. Unter ihnen seien sowohl Betreiber der Website kino.to als auch – zum Teil mit diesen identisch – Personen, die beschuldigt werden, als sogenannte Streaming-Hoster illegale Kopien von Filmen für Internet-Nutzer bereitgestellt zu haben.
„Wir beginnen jetzt mit Vernehmungen der Beschuldigten“, sagte der Staatsanwalt. Nach seinen Angaben wurden am Mittwoch 42 Wohnungen, Büros und Rechenzentren in 20 Orten durchsucht. Dabei seien Server beschlagnahmt und umfangreiches Beweismaterial sichergestellt worden. Die Staatsanwaltschaft rechnet damit, dass die Ermittlungen mehrere Monate dauern werden.
Die Frage, ob sich möglicherweise auch Nutzer von kino.to strafbar gemacht haben könnten, sei zurückgestellt worden, sagte Klein. Die Plattform soll zuletzt von täglich etwa vier Millionen Menschen genutzt worden sein. Die Betreiber erzielten entsprechend hohe Einnahmen aus Internet-Werbung. Sowohl der Schaden für die Filmwirtschaft als auch die Gewinne der Hauptbeschuldigten werden auf siebenstellige Euro-Beträge geschätzt.
Die GVU, eine Einrichtung von Unternehmen und Verbänden der Film- und Unterhaltungssoftware-Branche, ging erstmals im Mai 2008 gegen kino.to vor. Das jetzige Vorgehen der Behörden folgt einem Strafantrag der GVU vom 28. April. [dpa/ar]
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