Im Rahmen einer Sondersitzung des Rundfunks- und Verwaltungsrates des MDR ist der Abschlussbericht im Kika-Betrugsfall vorgelegt worden. Die Revision von MDR und ZDF offenbarte Schwachstellen im Kontrollsystem. Verwaltungsdirektor Tanhäuser stellte sein Amt zur Verfügung.
Die Betrugsaffäre hat einen wirtschaftlichen Schaden von mindestens 8,2 Millionen Euro verursacht, ermittelte die Untersuchung von MDR und ZDF einer Mitteilung der Landesrundfunkanstalt vom Wochenende zufolge. Der Imagesschaden, den das Vorzeigeprogramm der Kinderkanal durch den Millionenbetrug erlitten hat, ist derzeit noch nicht absehbar. Der MDR zieht aus der Affäre jedoch Konsequenzen und kündigte „organisatorische Veränderungen“ an.
Nachdem der Untersuchungsbericht von MDR und ZDF Schwachstellen im Kontrollsystem offenbart hatte, durch die es zu Defiziten in der Beachtung und Anwendung von geltenden Vorschriften kam, zog Verwaltungsdirektor Holger Tanhäuser als Erster Konsequenzen. Tanhäuser stellte sein Amt zur Verfügung ohne jedoch eigenes Verschulden einzugestehen. Vielmehr wolle der ehemalige Verwaltungsdirektor einem „personellen Neuanfang“ nicht im Wege stehen.
Beachtlich ist, dass es möglich war, dass sich insgesamt vier Firmen an dem Betrug beteiligt haben. Die unterschlagenen 8,2 Millionen Euro habe der in Untersuchungshaft sitzende ehemalige Herstellungsleiter des Gemeinschaftskanals von ARD und ZDF an die Firmen beauftragt und angewiesen.
Möglich wurde diese Veruntreuung scheinbar durch zu wenig Kontrolle. Der ehemalige Herstellungsleiter hatte sich eine Sonderstellung als konstante Größe innerhalb des Kinderkanals aufgebaut. Zusätzlich war der Beschuldigte Ansprechpartner, wenn Außenstehende den Kika einer Prüfung unterzogen. Durch diese erhöhte Anweisungsberichtigung konnten Rechnungen abgesegnet werden ohne das geprüft wurde, ob die Leistungen auch erbracht wurden. Die Untersuchung von MDR und ZDF ergab ferner, dass auf Hinweise aus früheren Überprüfungen „unzureichend“ reagiert wurde.
Der Betrugsskandal könnte weitreichende Folgen haben – sowohl strukturell als auch personell. Welche Kika-Mitarbeiter zukünftig neben Tanhäuser ihren Hut nehmen müssen, ist noch nicht klar. Strukturelle Veränderungen zeichnen sich jedoch bereits ab. Der Kinderkanal werde stärker organisatorisch an den MDR gebunden, hieß es in dem vorgestellten Maßnahmenkatalog. Damit soll der Kika einer MDR-Hauptabteilung gleichgestellt und als eigener Programmbereich in der Fernsehdirekt des MDR geführt werden. Notwendige Ausnahmen, beispielsweise wegen der ZDF-Beteiligung oder den besonderen Aufgaben der Kika-Programmkommission, müssten dann künftig von den MDR-Verantwortlichen explizit definiert werden oder sich direkt aus der ARD/ZDF-Verwaltungsvereinbarung zum Kika ergeben, erklärte der Intendant des MDR. [js]
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