Der wirtschaftliche Schaden von geschätzten 8,2 Millionen Euro beim Kinderkanal von ARD und ZDF könnte laut einem internen Prüfbericht nur die Spitze des Eisbergs sein.
Das will die „Süddeutsche Zeitung“ (Dienstagsausgabe) erfahren haben und verweist auf einen Brief von MDR-Intendant Udo Reiter an die Gremien der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten. Darin heißt es, dass „mit weiteren Erkenntnissen“ zu rechnen sei. Diese stehen offenbar in Zusammenhang mit Durchsuchungen des Thüringer Landeskriminalamts in sieben Privatwohnungen und acht Unternehmen in Thüringen, Berlin und Baden-Württemberg (DIGITAL FERNSEHEN berichtete).
Nach Angaben der Zeitung wird gegen insgesamt elf Personen ermittelt. Dabei stünden neben Veruntreuung und Betrug auch Vorwürfe wie Bestechung, Bestechlichkeit und Vorteilsannahme im Raum, hieß es. In dem 100-seitigen Prüfbericht des Senders seien hingegen zunächst lediglich fünf Unternehmen als Beteiligte der Affäre untermittelt worden. Reiter geht in seinem Brief an den Verwaltungsrat hingegen „von insgesamt acht möglicherweise involvierten Firmen“ aus, zitierte die „SZ“.
Bereits im Dezember 2010 hatte sich der Mitteldeutsche Rundfunk von seinem Mitarbeiter Marco K. getrennt, der seit der Jahrtausendwende allein mehr als sechs Millionen Euro durch Scheinrechnungen in die eigene Tasche und die Kassen einer an dem Betrug beteiligten Produktionsfirma gewirtschaftet haben soll (DIGITAL FERNSEHEN berichtete).
Laut „Süddeutscher Zeitung“ hat die Affäre auch Konsequenzen für die künftige finanzielle Ausstattung des Kinderkanals. Der Jahresetat in Höhe von rund 38 Millionen Euro werde wohl mindestens um die derzeit angenommene Schadenssumme von 800 000 Euro jährlich gekürzt, soll Reiter angekündigt haben. Kritik kommt aus Reihen der Politik. Unter anderem fordert der thüringische Regierungssprecher Peter Zimmermann (CDU) einen höheren Etat für den Kika. [ar]
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