Die ohne vorherige Ankündigung zum 1. Dezember vollzogene Abschaltung der digitalen Spartensender MTV Dance, VH Classic und Nick Junior im Netz von Kabel Deutschland verärgert zahlreiche Zuschauer. Der Senderbetreiber MTV Networks weist auf Anfrage von DIGITALFERNSEHEN.de jegliche Schuld von sich.
„Unser klares Ziel ist es, dass alle unsere Sender, insbesondere Nick Junior, auf den relevanten Plattformen in Deutschland zu empfangen sind“, erklärte Stefan Liebig, Director Content Distribution und Network Development bei MTV Networks Germany, am Freitag auf Anfrage der Redaktion. Man erhalte derzeit zahlreiche Zuschauerbeschwerden wegen der Abschaltung der Sender. „Leider sind wir da der falsche Adressat. Natürlich würden wir uns über eine Fortsetzung der Verbreitung sehr freuen und sind jederzeit zu neuen Verhandlungen bereit“, sagte er in Richtung von Kabel Deutschland.
Zu den Gründen befragt, sagte Liebig: „Leider konnten wir bei der Vertragsverlängerung bis dato keine Einigung erzielen. Letzten Endes war dies aber eine Entscheidung der KDG. Aus unserer europaweiten Erfahrung ist besonders Nick Junior sehr beliebt bei den Zuschauern“. Dass das auch auf das deutschsprachige Publikum zutreffe, lasse sich an der großen Zahl von Reaktionen ablesen.
Kabel Deutschland wollte sich zu den konkreten Gründen für das Scheitern der Verhandlungen mit MTV Networks auf Anfrage von DIGITALFERNSEHEN.de nicht äußern. Pressesprecher Marco Gassen widmete den Wegfall der beliebten Musiksender sogar kurzerhand zu einer Optimierung des digitalen Portfolios um: „Kabel Deutschland ist stets bemüht, das Senderangebot im Sinne unserer Kunden zu verbessern. Im Zuge dessen ist auch eine Anpassung des Musik- und des Kinderfernsehangebots notwendig gewesen“, sagte er am Donnerstagabend.
Eine klärende Nachfrage, inwiefern die ersatzlose Abschaltung von Musiksendern zu der genannten Verbesserung des Senderangebots beiträgt, ließ Gassen bis zum Freitagnachmittag unbeantwortet. Bezüglich der parallel vollzogenen Ausspeisung von Wetter Fernsehen sagte der Unternehmensvertreter: „Zudem mussten wir leider feststellen, dass ein Sender wie Wetter Fernsehen, der sich hauptsächlich auf Informationen und Dokumentationen zum Thema Wetter konzentriert, für einen Großteil unserer Kunden weniger interessant ist“. Dafür ist der Sender seit dieser Woche unverschlüsselt über Astra 19,2 Grad Ost via Satellit empfangbar (DIGITALFERNSEHEN.de berichtete).
Kunden, die den Wegfall von Sendern, welche bei Ihnen möglicherweise ausschlaggebend für den Abschluss der digitalen Zusatzpakete Kabel Digital Home bzw. Premium Extra waren, zum Anlass für eine außerordentliche Kündigung nehmen möchten, erteilte Gassen eine Absage: „Eine Vertragskündigung aufgrund des Wegfalls eines Senders ist nach den Allgemeinen Geschäftsbedingungen leider nicht möglich“.
Zuletzt hatte bereits die kurzfristige Einspeisung eines Programmfensters des arabischen Anbieters MBC auf dem Sendeplatz des Unterhaltungssenders Anixe für Irritationen und Verstimmungen bei den Kunden gesorgt. Im Vorfeld waren weder Zuschauer noch Anixe selbst über den Schritt informiert worden. Kabel Deutschland ruderte auf Nachfrage von DIGITALFERNSEHEN.de schließlich wieder zurück und stellte die umstrittene Partagierung ein (DIGITALFERNSEHEN.de berichtete). [ar]
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