Nach mehr als zwei Jahren Flaute ging heute vor einem halben Jahr mit dem Kabelnetzbetreiber Kabel Deutschland (KDG) erstmals seit Beginn der Finanzkrise wieder ein größeres deutsches Unternehmen an die Börse – DF blickt auf die vergangenen sechs Monate auf dem Börsenparkett zurück.
KDG-Vorstandschef Adrian von Hammerstein persönlich läutete am Morgen des 22. März 2010 mit einem breiten Grinsen die Börsenglocke: Insgesamt platzierte Kabel Deutschland 34,5 Millionen Aktien zum Preis von je 22 Euro. Und der Kurs legte prompt auf rund 22,50 Euro zu. Mit einem Gesamtvolumen von gut 760 Millionen Euro war der KDG-Börsenstart der größte Börsengang in Deutschland seit November 2007.
Die Privatanleger aber gingen quasi leer aus, weil KDG über eine Werbekampagne vor allem angelsächsische Investoren ansprach. Zudem: Mit drei Milliarden Euro stand Kabel Deutschland zum Börsenstart in der Kreide, an eine Dividende war und ist da kaum zu denken. Und mit dem Börsengang im März machte vor allem der US-Finanzinvestor Providence Geld, der 2003 bei KDG eingestiegen war.
Anfang Juni, kaum zweieinhalb Monate nach dem Börsengang, gelang dem Kabelnetzbetreiber dann der rasante Aufstieg in die zweite Börsenliga von 50 deutschen Unternehmen – seit dem 21. Juni wird Kabel Deutschland im MDAX gehandelt. Bis zum August legte die Aktie gut zehn Prozent zum Ausgabepreis zu. Inzwischen notiert sie bei rund 26 Euro. Sechs Monate nach dem Börsenstart kursieren Gerüchte, dass KDG neue Aktien ausgeben wird. Die Analysten von Morgan Stanley stufen das Wertpapier unverändert mit „overweight“ ein und bestätigen ein Kursziel von 31 Euro. Insgesamt würden die Perspektiven des Unternehmens robust aussehen.
Mit Überschuss aber ist für die Aktionäre auch in den nächsten Monaten noch nicht zu rechnen. KDG verlor im Jahresvergleich 210 000 Kunden, unter anderem soll mit einem eigenen HDTV-Angebot für Zuwachs gesorgt werden (DIGITAL FERNSEHEN berichtete). Der Kabelnetzbetreiber steckt weiter in den roten Zahlen. Unterm Strich fiel im vergangenen Quartal erneut ein Verlust an – von 10,5 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum sank dieser aber auf 2,1 Millionen Euro (DF berichtete). Die Schulden sanken leicht um 200 Millionen Euro auf 2,86 Milliarden Euro. Dennoch versprach KDG-Chef von Hammerstein in Interviews schon: „Nächstes Jahr zahlen wir eine Dividende.“
Welche Bilanz der Vorstandsvorsitzende nach den ersten Monaten zieht und ob er diesen Plan noch für realistisch hält, lesen Sie in Kürze auf DIGITALFERNSEHEN.de.
Update 08.48 Uhr: Ergänzung um Analyse von Morgan Stanley[cg]
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