Der neue Videokompressions-Standard HEVC soll in Zukunft die Datenraten für TV-Übertragungen weiter reduzieren. So sollen neben einer höheren Senderanzahl auch Übertragungen in Ultra HD ermöglicht werden. Die Kabelnetzbetreiber sollen davon aber im Vergleich zu IPTV und Satellit jedoch reichlich wenig profitieren können.
Der neue Standard für digitale Videokompression heißt HEVC – und wird wohl schon in wenigen Jahren die TV-Verbreitungswege dominieren. Der auch als H.265 bezeichnete Nachfolger des derzeit für Fernsehübertragungen genutzten AVC/H.264-Codecs wurde bereits im April für die erste Ultra-HD-Ausstrahlung über Astra 19,2 Grad Ost eingesetzt und konnte so sein Potential unter Beweis stellen. Der Vertriebsweg Satellit, aber auch vor allem das Internet, sollen für Bewegtbildinhalte zukünftig stark von HEVC profitieren können. Für das Kabelnetz soll das jedoch anscheinend nicht der Fall sein.
„Herkömmliches Kabelfernsehen wird den neuen Standard als letztes übernehmen, da dieses durch die hohen Datenraten des Kabels am wenigsten von HEVC profitiert“, sagt der Codec-Experte Thomas Kramer in einem aktuellenInterview mit der Website IPTV-Anbieter.info voraus. Kramer, der als Produktmanager für MainConcept-Lösungen beim US-Konzern Rovi arbeitet und bereits seit 2004 auf dem Gebiet der Video-Codecs tätig ist, sieht vielmehr Anbieter wie Netflix als schnelle Gewinner durch den neuen Videokompressions-Standard. Dieser werde sich zuerst dort durchsetzen können, wo die Anbieter sowohl Kontrolle über den Sender, das Streaming und auch die Endgeräte haben. Am schnellsten wäre das bei Online-Video-Anwendungen möglich, wie unter anderem auch IPTV und VoD. Satellit sei der zweite Bereich, da HEVC den „Flaschenhals“ der Übertragungswege – nämlich die Übertragungsbandbreite – durch effizientere Komprimierung eliminieren werde.
Im weiteren Verlauf des Jahres 2013 rechnet Kramer mit den ersten Online-Diensten, die bei der Komprimierung auf HEVC setzen. Das könne jedoch zuerst nur von Anbietern realisiert werden, die die obern aufgeführten Bedingungen eins quasi komplett kontrolliertes Ökosystems für ihre Übertragungen erfüllen. Vor allem in geschlossenen Videokonferenz-Systemen soll HEVC schon sehr bald genutzt werden können, so Kramer. Als Standard für neue Endgeräte aus dem Bereich der Set-Top-Boxen rechnet er mit H.265 allerdings nicht vor 2014/15. Auf der CES 2014 könne bereits mit Sicherheit einiges in Sachen HEVC erwartet werden, erwartet der Experte. [hjv]
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